Das Leben des Leon Le Gall

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theresia626 Avatar

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Leon Le Gall hinterlässt fünf Kinder. Michel, Robert, Yves, Muriel und Philippe. Philippes Sohn erzählt die Geschichte seines Großvaters. Es ist 1986 und in der Kathedrale von Notre-Dame findet die Totenmesse für Leon Le Gall statt. Auch Louise erweist ihm die letzte Ehre und legt in seinen Sarg eine alte Fahrradglocke. Mit dieser begann vor vielen Jahre ihre Liebe. 

 

Pfingsten 1918, Leon und Louise verbringen zwei Tage am Meer, da werden sie nach einem Fliegerangriff getrennt. Leon wird schwer verletzt, Louise nach Auskunft des Bürgermeisters angeblich in einem Massengrab beigesetzt. Beide hatten sich kurze Zeit vorher in Saint-Luc kennen gelernt. Leon arbeitete im Bahnhof als Morseassistent (eigentlich ohne große Ahnung vom Morsen), Louise hatte seit 1915 eine Anstellung als Bürogehilfin beim Bürgermeister. Sie tauchte irgendwann im Ort auf und woher sie kam, konnte niemand so genau sagen, man erfährt es auch nicht auf den restlichen Seiten des Buches. Für Leon war sie vom ersten Augenblick die große Liebe. Da er in dem Glauben ist, Louise würde nicht mehr leben, geht er nach Paris und heiratet fünf Jahre später Yvonne. Wie sie sich kennen lernen bleibt im Dunkeln. Weitere fünf Jahre später sieht Leon, er ist inzwischen Familienvater, in der Pariser Metro Louise. Es ist bis dahin kein Tag vergangen, an dem er nicht an Louise gedacht hat. „Jetzt endlich trafen sich ihre Blicke, und seine letzten Zweifel schwanden, als der fragende Ausdruck in ihren grünen Augen erst ungläubigem Staunen, dann freudigem Erkennen wich....“

 

Alex Capus Roman „Leon und Louise“ habe ich gerne gelesen. Es geht aber darin weniger um Leon und Louise, es geht eigentlich mehr um das Leben von Leon. Um seine verpasste Liebe zu Louise, die eigentlich nur in seinen Träumen lebt und selbst wenn sie bei ihm ist, bleibt sie für ihn unerreichbar. Eine Scheidung von Yvonne käme niemals in Frage. Yvonne sagte treffend: „Ich kann nicht von dir verlangen, was ich mir wünsche, und ich kann dir nicht geben, was du dir wünschst. Wir kommen ganz gut zurecht und machen einander das Leben nicht zur Hölle, aber wirklich zusammen sind wir nicht. Damit müssen wir leben bis zum Ende.“ Das mag an der damaligen Zeit und an Leons schwerfälligem Charakter gelegen haben, auch hatte Louise keine Ambitionen eine Ehe zu zerstören. Ohne Schulausbildung macht Leon eine außerordentlich gute Kariere. Während des zweiten Weltkrieges tut Leon Gutes mit Geld, das er durch den Verkauf von Kaffee bekommt und weil er es nicht für sich ausgibt, sondern Bedürftigen in seinem Umfeld zugute kommen lässt, rettet das ihm und seiner Familie das Leben. Von einem Pfaffenverächter (S. 7), der Leon gewesen sein soll, konnte ich nichts lesen. Das Cover des Buches passt ausgesprochen gut zum Thema. Alles in allem ein sehr empfehlenswerter Roman, auch wegen der herausragenden Sprache des Autors.