Eine wunderbar leichte Liebesgeschichte

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 Alex Capus ist ein Autor, der die Frauen verehrt. Auch seine Frauenfiguren in „Léon und Louise“ sind charmant, eigensinnig, und scheinen immer mehr von Leben zu wissen, als die männlichen Figuren. Vielleicht ist es das, was Capus an den Frauen liebt.

 

Capus´ Protagonist Léon bleibt dagegen etwas blass, wird eher charakterisiert, durch das, was er erlebt, nicht durch das, was er tut. Er scheint sich vom Leben treiben zu lassen. Manchmal geschehen schöne Dinge, manchmal schlechte Dinge - er nimmt es, wie es kommt.

Neben seiner geliebten Louise - die ihm zur Geliebten wird - gibt es noch Léons Ehefrau Yvonne. Yvonne wirkt wie ein Chamäleon, so wandlungsfähig ist sie. Das heißt aber nicht, dass sie sich den äußeren Umständen immer anpasst. Oft widersetzt sie sich auch mit ihrem Eigensinn. Aber jegliche Verwandlung geschieht zum Wohle der Beziehung zwischen ihr und Léon, und da muss sie auch mal widerspenstig sein.

Louise dagegen treiben die geschichtlichen Ereignisse durch die Welt, sie meistert ihr Leben allein und mit festen Vorstellungen.

Wie das manchmal so ist, im Leben: da trifft man jemanden, der einem seelenverwandt ist, und die Gedanken an diesen Menschen kann man sein ganzes Leben über nicht mehr loslassen. So auch zwischen Léon und Louise. In jungen Jahren treffen sie sich, werden durch den ersten Weltkrieg im wahrsten Sinn des Wortes auseinandergesprengt, finden sich wieder, werden dann durch den zweiten Weltkrieg einmal mehr getrennt, um am Ende ...

Und dann das Janusköpfige der Nazis in Paris. Großartig beschrieben. Einerseits die deutsche Höflichkeit, andererseits arbeiten sie bei jedem Fehltritt der Franzosen mit Vergeltungsmaßnahmen und der Leser weiß: ein Menschenleben ist ihnen nichts wert. Das macht die eigentliche Bedrohung aus: das Nichtwissen darüber, ob sie einen am Leben lassen oder wegen kleinster Vergehen hinrichten.

Insgesamt eine wunderbare und leichte Liebesgeschichte vor einem Jahrhundert mit zwei Weltkriegen, die ich eines Tages gerne noch einmal lesen werde.