Léon und Louise

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sophia1 Avatar

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**Eine Liebesgeschichte erzählt in der einzigartigen Leichtigkeit französischen Flairs...**
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Inmitten einer sowohl gesellschaftlich als auch politisch schwierigen Zeit entdecken zwei junge Menschen ihre Liebe zueinander.
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Die Geschichte beginnt auf der Beerdigung des Protagonisten. Sein Enkel schildert die Ereignisse aus dem Leben seines Großvaters in einem allumfassenden, eindrucksvollen Rückblick. Léon und Louise lernen sich während des 1. Weltkriegs kennen und lieben. Durch unglückliche Umstände werden sie getrennt und halten einander für Tod. Erst nach 10 Jahren begegnen sie sich zufällig in einer Pariser Metro. Léon, der bereits verheiratet ist und eine Familie gegründet hat, begibt sich dennoch auf die Suche nach Louise. Auch seine Frau Yvonne möchte, dass er sie sucht, um sich somit Klarheit zu verschaffen.
Léon und Louise finden sich und scheinen sich so vertraut wie vor den Jahren ihrer Trennung. Sie genießen die gemeinsame Zeit, beschließen dann aber, ihr bisheriges Leben nicht zu ändern. Erneut gehen sie getrennte Wege.
Erst im hohen Alter begegnen sie sich wieder. Es kommt zu einer ersten Treffen der beiden Frauen in Léons Leben. Schließlich führen Léon und Louise ein gemeinsames Leben im Alter von 62, nach dem Tod Yvonnes.
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Ein Buch, das mich moralisch sehr aufgwühlt hat. Léon, der Louise liebt, bleibt ganz bewusst in der Ehe mit Yvonne. Yvonne leidet darunter, nur eine untergeordnete Rolle in dem Leben ihres Mannes zu spielen und sucht emotionale Bestätigung in einer Affaire.
Trennungshindernis scheint zuvor einzig und allein ein arithmetisches Mittelzu sein:
\_"Es blieb einfach nicht mehr genug Zeit, mit jemand anderem in einem anderen Ehebett ebenso viele Nächte zu verbringen, wie sie schon miteinander verbracht hatten." \_
Warum diese große Lebenslüge?
Warum nicht eine Liebe leben, die gelebt werden kann?
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Alex Capus beschreibt sehr eindrucksvoll die beiden Charaktere, indem er sie nach und nach vorstellt. Als Leser erhält man ausführliche Angaben, sodass alle wichtigen Persönlichkeitsmerkmale schnell entschlüsselt werden können. Auch die Parallelität zur Natur ist sehr interessant. Das Buch liest sich sehr gut und man hat den Eindruck, als würden die Jahre nur so dahinfliegen. Man schwebt zwischen den Zeiten der Trennung, des Beisammenseins, der völligen Entfernung und der Wiedervereinigung.
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Fazit.
Das Buch regt zur tiefen Reflektion der eigenen Gefühle und der eigenen Liebe an.
Positiv zu bewerten ist, dass reale Beziehungen unverblümt, realistisch beschrieben werden in einer kunstvollen Leichtigkeit des Erzählens.