... zwischen Schnittlauch und Stangenbohnen

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Die Geschichte beginnt am Ende. Wir befinden uns auf Léons Beerdigung in der Kathedrale von Notre Dame, wo einer seiner Enkel beginnt, Léons Lebensgeschichte und die von Louise zu erzählen. Die beiden lernen sich während des Ersten Weltkriegs als Teenager kennen und verlieben sich bei einem Ausflug ans Meer. Ein wunderschönes Szenario hat der Autor sich für dieses Kapitel ausgedacht. Lauwarmer Sommerregen, Übernachten am Strand und zwei junge Menschen, er schüchtern und zurückhaltend, sie humorvoll und extrovertiert, die die erste Liebe erleben. Diese Magie hält aber wie erwähnt nur ein Kapitel an, denn auf dem Rückweg geraten die beiden mitten in den letzten deutschen Angriff vor Kriegsende hinein und werden schwer verletzt. Beide glauben, dass der andere tot ist.

Wir machen einen Sprung ins Jahr 1928. Léon lebt in Paris, ist verheiratet und hat ein Kind. Da taucht Louise wieder in seinem Leben auf. Sie lebt und auch sie hat Léon niemals vergessen! Doch Léon ist zu anständig, um seine Frau Yvonne mit Louise zu betrügen und so beschränkt sich ihre Beziehung auf wenige Treffen und einen regen Briefwechsel. Von Louise erfährt man fortan nur noch sehr, sehr wenig, was schade ist, denn ihre Figur hat der Autor besonders liebevoll gestaltet.

Léon führt ein einfaches Leben, aber er ist glücklich, besonders da Louise zumindest in seinen Gedanken immer bei ihm ist. Er durchlebt den zweiten Weltkrieg mit seiner Familie im besetzten Paris und kämpft mit aller Kraft ums Überleben. Die Sehnsucht zu Louise wächst jedoch immer weiter an und gerade an dem Punkt, wo es für die beiden und auch für den Leser unerträglich zu werden droht, dreht der Autor die Geschichte so, das ein versöhnliches Ende nicht mehr gänzlich unmöglich zu sein scheint – und das nicht zum Leid oder auf Kosten Anderer.

Das Buch ist einfach gestrickt, wenngleich sprachlich doch schon auf einem gehobenen Niveau. Der Zauber der Jugend geht nach den ersten 100 Seiten etwas verloren, aber die Geschichte verliert dadurch keinesfalls an Intensität. Die Charaktere sind einfach reifer und erwachsener, aber noch genauso verliebt wie damals und ihre wesentlichen Charakterzüge stechen immer noch deutlich hervor. Ich denke der Autor hat einfach besonders viel Wert auf deren Entwicklung und Stimmigkeit gelegt.

Rundrum ein Buch, das jetzt nicht unbedingt durch Originalität hervorsticht und das man sicherlich nicht unbedingt gelesen haben muss, aber durchaus tun kann, wenn man für ein paar Stunden zwei wirklich sympathische Figuren durch ihre Lebensgeschichte begleiten möchte. Bereuen wird man es allemal nicht.

Wirklich gestört hat mich nichts, auch wenn die extrem langen Sätze, in denen sich der Autor manches Mal verloren hat doch schon etwas Konzentration erfordern. Dies relativiert sich aber wieder durch die oft seitenlangen, zauberhaften Dialoge. Zu bemängeln habe lediglich ein wenig die Aufmachung des Buches, denn selbst für mein Empfinden ist die Schrift schon auffallend klein gewählt, was beim Lesen unnötig anstrengt. Für 19,90 Euro, die das Buch kosten soll würde ich mir da doch einen etwas eleganteren Druck wünschen und dafür gerne ein paar Seiten mehr in Kauf nehmen.

 

**Einige Zitate aus dem Buch**

> „… wo bitte liegt Saint-Luc-sur-Marne?“ „An der Marne, du Holzkopf, irgendwo zwischen Schnittlauch und Stangenbohnen.“

S. 24

> „Das ist kein Regen“, sagte sie. „Nur eine Wolke, die zu tief fliegt.“

 

S. 77