Völlig unglaubwürdig

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laberlili Avatar

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Alle sind jung, hip und haben DIE Chance überhaupt erhalten, in New York durchzustarten, was eigentlich bedeuten sollte, dass sie auch trotz ihres noch jungen Alters vielleicht noch nicht völlig etabliert sind, aber doch absolut professionell arbeiten - und dann ist die Eine völlig überrascht, dass ihr Touristenvisum kein Arbeitsvisum ist, während die Andere als Social-Media-Managerin den größten Influencerskandal der letzten Tage nicht mitbekommen hat?!
Für mich erschließt sich aus der Leseprobe überhaupt nicht, worum es eigentlich geht; die klingt für mich eher nach dem kläglichen Versuch von ein paar Mittzwanzigern, mit gefälschten Lebensläufen "Fake it 'til you make it" wahrwerden zu lassen.

Seltsam auch das ständige "Ich bin aus Deutschland"-Reagieren Evies auf jede Person, mit der sie das erste Mal spricht, weil jeder diiiiiirekt über ihren Akzent stolpert. Abgesehen davon, dass vor Allem im melting pot New York Akzente nicht so ungewöhnlich sind, bezweifle ich auch, dass da alle erstmal grübeln, woher sie nu stammen könnte. Ein deutscher Akzent, aus Deutschland, ist nämlich easy-peasy als solcher zu identifizieren; wenn da jemand fragt "oh, du bist aus Deutschland?", ist das auch sehr viel eher eine Feststellung als eine Frage. (Schweizerdeutscher oder österreichischer Akzent hört sich nämlich übrigens nochmal anders an.)
Und dann kommt das Buch natürlich auch noch mit einem der Effekte her, die ich am Meisten verabscheue: In diesem Fall kursiv gesetztes "last minute" in einer Aussage, die in einem englischsprachigen Umfeld getätigt wird, und uns allen klar machen soll, dass das nun aber wirklich in der letzten Minute passiert ist - mich aber nur denken lässt, dass die Frau Englisch spricht, und natürlich sagt sie "last minute" und zwar nicht wie irgendwelche deutschen Management-Fuzzis, die, um wichtig zu klingen, ständig englische Begriffe einbauen, sondern wie jemand, dessen Umgangs- und Geschäftssprache eben Englisch ist.

"Let's be wild" ist eines dieser Bücher, denen man in meinen Augen leider einfach total anmerkt, dass der Autor, oder in diesem Fall eben die Autorinnen, nicht aus den USA kommen; leider hilft's da auch absolut nicht, dass zumindest eine von ihnen mehrjährige USA-Erfahrung haben soll.
Dabei könnte ich es sogar ganz unterhaltsam finden, hätte man die Geschichte einfach nur z.B. in Berlin spielen lassen und mehr das Bild von Berufsanfängern gezeichnet, die sich grade erst die Karriereleiter emporzukämpfen beginnen.