"Lasst Euch nicht unterkriegen."

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indi0815 Avatar

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_»Eine Botschaft durchzieht wohl alle meine Bücher zwischen den Zeilen wie ein roter Faden: Lasst Euch nicht unterkriegen. Die Anderen kochen auch nur mit Wasser. « _ Klaus-Peter Wolf

 

Genau diese Botschaft dominiert für mich auch das Buch "_Licht am Ende des Tunnels_".

 

Gleichzeitig gelingt es dem Autor, viele kritische Untertöne anklingen zu lassen und den Wandel zwischen den Generationen aufzuzeigen.

Einerseits der Kapitalismus des Vaters, der die vom Schwiegervater aufgebaute Firma führt, andererseits der Firmengründer, der Opa, der für seine Mitarbeiter eintritt und mehr Gespür fürs zwischenmenschliche besitzt. Natürlich strebte und strebt auch der Großvater nach Gewinnmaximierung und Erfolg, er kämpft jedoch mit anderen Mitteln und möchte das Unternehmen eher voranbringen - er ist kein reiner Profitjäger, sondern nachhaltiges Wirtschaften für die nächste Generation. Dabei nimmt er sich die Zeit für seinen Enkel und wird zu seiner wichtigsten Bezugsperson. Als der Großvater stirbt, bricht die erwachsene Stütze des Jungen weg und er ist mit seiner Trauer allein. Dies wohl ist einer der Gründe, warum er nach einer Nahtoderfahrung glaubt, mit dem Geist seines Opas zu sprechen. Zugleich klingt an, dass der Zugang zur Seele, also ein In-Sich-Ruhen, Sich-Wahrnehmen der größte Besitz eines jeden Menschen ist.

 

Die Entführung und die Fluchtversuche dienen als Aufhänger für die Vermittlung einiger Lebensweisheiten - wie oben zitiert. Spannend wird es dabei nicht. So bildlich die Sprache das Geschehen schildert, so wenig erfährt man direkt über die Gedankenstürme und die Gefühle, die den Ich-Erzähler, den Jungen, beschäftigen. Zumeist werden diese nur in den Dialogen mit dem Großvater vermittelt. Das erscheint mir doch etwas schwach und lässt den Jungen und seine Mut-Mobilisation manchmal übermenschlich erscheinen.

 

Ingesamt stört es mich, dass viele Geschehnisse angeschnitten wurden, ohne dass sie den Roman wirklich weiter gebracht hätten. Vielleicht wären da ein paar Worte mehr gut gewesen, um beispielsweise die Zeit des Komas sowie die Genesungszeit besser einzugliedern oder das Familiengefüge konkreter werden zu lassen. Es erscheint mir, dass an einigen Stellen einfach darüber gehuscht wurde, während an anderen Stellen wie der oben geschilderten bei der Vorstandskonferenz viel Zeit und Worte für einen Nebenschauplatz genutzt wurden. Nicht, dass diese Abschweifungen das Lesevergnügen hinderten - eher im Gegenteil -, es ging manchmal einfach etwas schnell weiter innerhalb der Haupthandlung.

Und sollte es sich um einen Jugendroman handeln, stört mir das offene Ende sehr. Gerade als junger Leser nervten mich diese!

Schön wurde die Hauptbotschaft herausgearbeitet, dass wenn man möchte, unmögliches Erreichen kann und man nur an sich selbst glauben muss.

Netter Kurzroman mit Spuren eines Thrillers ohne Thrill, der durchaus auch zur Trauerbewältigung gelesen werden kann.