Viele Fragen bleiben offen

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sinsa Avatar

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Robert Sonntag der Zweite ist die Hauptfigur dieses Romans. Er erlebt gleich zu Beginn die Beerdigung seines geliebten Großvaters. Der Mann, der im Gegensatz zu seinen Eltern immer Zeit für ihn hatte, ist gestorben. Doch das berührt Robert nicht wirklich. Er fühlt, dass sein Großvater noch immer bei ihm ist und mit ihm spricht.

Als Robert dann nach einem Reitunfall ins Koma fällt, ist es sein Großvater der ihn wieder zurückholt. Und auch später, als Robert vom Geschäftsführer der Firma seines Großvaters entführt wird, steht ihm sein Opa bei. Er macht ihm Mut, seinem Entführer zu entkommen und zu überleben.

 

Für einen Jugendthriller mag die Spannung genügen und auch die geringe Seitenzahl (184) ausreichen. Für mich aber blieben am Ende viel zu viele Fragen offen.

Vor allem hätte mich brennend interessiert, wie alt Robert eigentlich ist.

Bei Beginn des Buches führt Robert sich auf, wie ein altkluges Kind „Mir war Kaffee zu bitter. Ich bat um einen Kakao. Der schmeckte furchtbar, aber ich beschwerte mich nicht. Kinder die sich beschweren bekommen zu viel Aufmerksamkeit. Ich war froh, in Ruhe gelassen zu werden.“ Da hab ich mich schon gefragt, wie alt Robert ist, das man selbstverständlich annimmt, er trinke Kaffee. So auf 14 hätte ich ihn schon geschätzt.

Dann vergehen „einige Monate“ und Robert hat den Reitunfall, nach dem er ins Koma fällt.196 Tage liegt er im Koma. Das ist ein gutes halbes Jahr. Statt das dieses Ereignis die Eltern enger zusammen bringt, befinden sie sich in einem Scheidungskrieg. Dabei geht es auch um Opas Fabrik. Dabei besagt doch das Testament, dass Robert der Alleinerbe der Firma ist. Also ist diese Firma gar kein Bestandteil der Scheidungsmasse (s. S. 164).  Komisch auch, dass der Opa bei der Hochzeit der Eltern nicht auf einem Ehevertrag bestanden hat – wo er doch seinen Schwiegersohn eher nicht leiden konnte.

Dafür, dass Robert ein halbes Jahr lang im Koma gelegen hat, geht es ihm dann recht schnell wieder gut und er kann sogar wieder an Sportunterricht teilnehmen. Der Scheidungskrieg seiner Eltern wird nicht weiter erwähnt.

Auch als seine Mutter einen anderen Mann kennen lernt, spielt das eigentlich nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich insofern, als das dies der Grund dafür ist, Robert in ein Internat zu schicken. Gerade bangt man noch um das Leben seines Kindes und dann schiebt man es für einen anderen Mann in ein Internat ab? Sehr unglaubwürdig.

Als Robert dann von Freddy abgeholt wird, läuft er wie ein 10jähriger freudig durchs Internat und ruft sogar noch in die Sporthalle, dass er zu seinem Vater fährt. Gibt es in so einem exklusiven Internat eigentlich keine Sicherheitsvorkehrungen? Kann da jeder jederzeit hinkommen und Kinder abholen? Dafür, dass das Internat als ein exklusives Institut in der Schweiz beschrieben wird, in dem die Sprösslinge reicher Eltern ausgebildet werden, ist mir das ein bisschen zu einfach.

Auch das Robert einfach so naiv in das Auto steigt und mitfährt kommt mir etwas merkwürdig vor.

Dann würde mich interessieren, wieso Freddy überhaupt auf die Idee gekommen ist, Robert zu entführen. Irgendwie hätte ja so was banales, wie eine fristlose Entlassung dieses Rätsel schon gelöst. Wieso aber sollte ein hoch bezahltes Vorstandsmitglied solch ein Risiko eingehen und sich dabei noch so beschränkt aufführen, wie Freddy es in dem Buch tut?

Nach der Entführung sind sein Vater und seine Mutter plötzlich wieder ein Herz und eine Seele, und das obwohl die Mutter ja noch mit dem anderen Mann zusammen ist (zumindest kommt dieser nach der Entführung noch mit in die Schweiz) und sogar ein Kind von diesem bekommt. Doch nachdem die Familie wieder zu hause vereint ist, ist dieser Freund abgemeldet und der Vater freut sich sogar auf das „Kuckuckskind“. Hat die Scheidung jetzt, wo nichts mehr zu holen ist, keinen Reiz mehr?

Das Freddy Komplizen hatte, kommt in dem Buch deutlich zum Ausdruck – schließlich kann er ja nicht gleichzeitig in einer Berghütte sitzen und gleichzeitig das Lösegeld in Hamburg in Empfang nehmen. Über diese Komplizen wird aber kein einziges Wort verloren. Egal wie verwirrt Freddy dargestellt wird – über diesen Aspekt der Entführung verliert er kein Wort. Da bleibt zu guter Letzt auch die Frage, ob Roberts Vater nun etwas damit zu tun hatte, oder nicht.