Wenig Thriller, dafür viel Gefühl

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anonymous Avatar

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Eigentlich wollte ich heute morgen am Frühstückstisch nur mal kurz in das Buch reinlesen. K.-P. Wolfs "Licht am Ende des Tunnels" hat mich dann aber so gefesselt, dass ich es am Stück durchgelesen habe.

Zugegeben: Allzu lange dauert das nicht. Große Schrift, große Zeilenabstände und großzügiger Rand gaukeln mehr vor, als tatsächlich drin ist. Dem Lesespaß hat das aber ganz und gar nicht geschadet, denn das, was drin ist, ist ganz phantastisch!

Als Thriller würde ich das Buch jedoch nicht bezeichnen. Die Handlung bleibt sehr oberflächlich, Spannung baut der Autor dadurch keine auf. Mir schien es, als wollte er durch die Fülle verschiedener Vorkommnisse die fehlende Tiefe der Geschehnisse kompensieren. Der junge Industriellensohn Robert Sonntag fällt nach einem Unfall ins Koma, seine Eltern lassen sich scheiden, er wird aufs Internat abgeschoben, wird entführt, entkommt, wird wieder entführt - ein Ereignis jagt das nächste, doch wirklich ausgebaut wird keines davon.

Diese kriminalistische Oberflächlichkeit hat mich aber gar nicht gestört, weil K.-P. Wolf seinem Roman auf eine andere Art eine Tiefe gibt: durch die liebevolle und emotionale Darstellung der Verbindung zwischen Robert und seinem geliebten, verstorbenen Opa, der ihm in der schweren Zeit immer in Gedanken beisteht.

Mit wenig Spannung, aber viel Gefühl ist dem Autor ein wundervoller Roman gelungen, der ganz anders ausfällt, als man aufgrund der Bezeichnung "Thriller" erwarten würde, aber trotzdem auf ganzer Linie überzeugt. 5 Sterne für "Licht am Ende des Tunnels"!