Ein ruhig erzähltes Buch, das das Zeug zum Klassiker hat

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adel69 Avatar

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Worum geht es?

Der Roman spielt in der fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt Holt und erzählt von einigen Menschen, die dort wohnen, und ihrem Schicksal.

Da gibt es die Brüder Ike und Bobby. Ihr Vater Tom Guthrie ist Lehrer und versucht, sich so gut wie möglich um seine Jungs zu kümmern. Denn seiner Frau Ella wurde ihr Leben als Mutter und Ehefrau zu viel. Sie zieht weg von ihrem Mann und ihren Söhnen, zuerst in ein anderes Haus, schließlich nach Denver. Ike und Bobby sind sehr selbständig. Sie verdienen sich etwas Geld und schließen diverse Bekanntschaften.

Weiterhin erfährt der Leser von Victoria Roubideaux. Sie ist 17 Jahre, schwanger geworden nach einem Abenteuer mit Dwayne. Ihre Mutter wirft sie deswegen raus. Maggie Jones, eine Lehrerin, kümmert sich um Victoria und lässt sie bei sich wohnen. Doch Maggies Vater kommt mit dieser Tatsache nicht klar – und deswegen muss Maggie für Victoria eine andere Bleibe finden.

Tom Guthrie hat in der Schule Probleme mit dem Schüler Beckman und dessen Eltern. Sie finden, dass Tom Guthrie ihren Sohn ungerecht bewertet hat.
Die beiden Brüder McPherson haben eine Farm. Sie haben nie geheiratet, ihr Lebensinhalt sind ihre Rinder und die Landwirtschaft.

Meine Meinung:

Da ich „Unsere Seelen bei Nacht“ des Autors Kent Haruf schon sehr gut fand, wollte ich auch sein Buch „Lied der Weite“ lesen. Glücklicherweise hat unsere Bücherei im Ort es zum Ausleihen da und deswegen konnte ich es auch lesen.

Das Buch ist aus der Sicht des auktorialen Erzählers geschrieben (also keine Ich-Erzähler). Die Kapitel sind nur mit den Namen der Personen beschriftet, die eine Hauptrolle darin spielen.

Gibt es wörtliche Rede, so ist sie nicht mit Anführungsstrichen gekennzeichnet.

Am Anfang liest sich das Buch etwas schleppend, denn man lernt als Leser verschiedene Charaktere kennen, weiß aber nicht, wie diese miteinander zusammenhängen und warum über sie erzählt wird. Im Laufe der Lektüre wird das jedoch klar – und als Leser wird man vertraut mit Ike und Bobby, ihrem Vater Tom Guthrie, Victoria Roubideaux und den Brüdern McPherson. Dann liest sich auch das Buch schneller und leichter.

Ich nehme mal an, dass die Handlung des Romans in den 1950er- oder 1960er-Jahren spielt. Die Leute in Holt sind fixiert auf ihre Probleme, nur selten kommen sie aus diesem Ort heraus. Viele der Charaktere sind sympathisch, ihr Schicksal berührt und man will wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Deswegen liest man das Buch. Ich wollte beispielsweise wissen, wie es mit Victorias Schwangerschaft weitergeht und ob Ella sich noch einmal entschließt, zu ihrer Familie zurückzukehren.

Der Erzählton ist ruhig – man merkt aber schnell, welch große Probleme die Protagonisten haben. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und ich kann es mir gut vorstellen, dass es einmal zu den US-amerikanischen Klassikern zählen wird. Empfehlen kann ich das Buch allen Lesern, die sich für US-amerikanische Literatur interessieren, und auch Lesekreisen, die sich mit solcher Literatur befassen.

Ich vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung.