Gemächlich

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sabine hartmann Avatar

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Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, die schwangere Schülerin Victoria, Guthries Kollegin Maggie, die sich um Victiora kümmert, die MacPheron-Brüder und Iva Stearns, ein alte Dame, im Mittelpunkt.
Sie alle werden relativ ausführlich vorgestellt, bevor die Handlung beginnt, sich zu entfalten.
Das tut sie gemächlich, so wie in Holt alle noch viel Zeit haben, nimmt sich auch das Buch Zeit, seine Geschichte zu erzählen, die nicht spektakulär ist, in der kein Mord geschieht, in der einfach ganz normale Menschen ganz normale Dinge tun und dabei – trotz allem – ein klein wenig über sich hinauswachsen, lernen, sich verändern. Das geschieht lautlos und macht den Reiz dieses Romans aus.
Gleichzeitig bleiben die Figuren seltsam unzugänglich, wirken eindimensional.
Warum Haruf auf Anführungszeichen verzichtet, erschließt sich mir nicht. So kommen die Leser nicht in den Genuss von Gedanken der Figuren. Vielleicht hätte das etwas mehr Nähe erzeugt. Trotzdem verlebt man eine angenehme Zeit mit den Protagonisten und taucht ein wenig in das Lebensgefühl jener Jahre ein.
„Unsere Seelen bei Nacht“ desselben Autors hat eigentlich nur zwei Figuren, vielleicht gelingt es deshalb in diesem Buch besser, mit ihnen Warm zu werden.