Von der Einsamkeit in einer amerikanischen Kleinstadt

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Ein junges Mädchen wir ungewollt schwanger. Die Mutter schmeißt sie raus.
Zwei Jungs und ihr Vater werden von Mutter und Frau verlassen, diese ist depressiv, alle sind aufeinander allein gestellt.
Eine Lehrerin kümmert sich um ihren demenzkranken Vater.
Zwei alte Männer, Brüder leben und arbeiten schon immer allein auf ihrem Bauernhof.
Das Leben dieser und auch anderer Menschen in der Kleinstadt Holt wir in diesem Buch im gewohnt lakonischem Stil von Haruf beschrieben. Die Zusammenhänge, die sich nach und nach herausstellen werden erst langsam aufgebaut. Ein wenig so, als ob verschiedene Romanentwürfe zu einem zusammengefügt werden.
Den Protagonisten ist die Einsamkeit, Sprachlosigkeit und auch die Einfachheit des Lebens gemeinsam.
Die Härte des Landlebens mir Geburt und Tod wird als stilistisches Mittel eingebracht. Gewalt, Alkoholismus, Depression, Familie und immer wieder Einsamkeit sind die Themen die immer wieder aufgebracht werden. Die Kälte des Winters spiegelt sich in der Kälte einiger Herzen von Protagonisten wieder. Trotzdem ist es kein depressives buch. Es wird nicht auf die Tränendrüse gedrückt, die Menschen kommen auch mit schlechten Voraussetzungen irgendwie zurecht.
Sehr zu Herzen ging mir die Traurigkeit der beiden Jungen, deren Mutter nicht in der Lage ist sich so um sie kümmern, wie sie es gebraucht hätten. Ebenso die alte Dame, die unbeholfen versucht ihnen etwas Mütterlichkeit entgegenzubringen und die einsam stirbt.
Das Buch ist im Original bereits 1999 erscheinen, scheint aber sehr zeitlos, was auch an der fast technikfreien Beschreibung der Gegebenheiten liegt.
Soweit ich weiß, spielen alle Bücher Harufs in der fiktiven Stadt Holt und dessen Umfeld. Er hat wohl sehr bewusst eine typische amerikanische Kleinstadt für seine Romane gewählt. Immer wieder gibt es auch „Ausflüge“ in die Großstadt Denver. Doch scheint das Leben dort trotz der besseren Angebote auf dem Arbeitsmarkt und auch im Kulturbereich nicht schöner zu sein als in Holt.
Leider konnte mich dieser Roman aber nicht so packen wie „Unsere Seelen bei Nacht“, das ebenfalls Einsamkeit als ein Thema hat. Ich bin trotzdem gespannt, ob Diogenes noch weitere Verlage des bereits verstorbenen Autors auflegen wird.