Sanft, leise und echt: Eine Liebesgeschichte ohne großes Drama – und gerade deshalb so berührend
„So viele Walzer, Etüden, Balladen, Nocturnes, Mazurken… Alle in nur einem Menschen. So viele verschiedene Melodien und Geschichten. Wie ist das möglich?“
Keine Rock-Oper, kein Feuerwerk und kein großer Knall, der den Leser mit emotional aufgeladenen Szenen bombardiert. Die Geschichte um Clara und Milly ist vielmehr eine feine, kleine Melodie, die sich durch die Seiten spinnt und sich langsam entfaltet. Ihr Anschwellen und Abebben folgt dem gleichen Rhythmus wie die zahlreichen im Buch gestreuten Musikstücke, insbesondere die klassischen, denen Claras wahre Leidenschaft gilt – und auch die der Autorin.
Nasanin Kamani schreibt mit bemerkenswerter Zurückhaltung, die umso eindringlicher wirkt. Es sind die leisen Töne, die nachhallen – die kleinen Gesten, verschwiegenen Gedanken und unbeantworteten Fragen, die sich unter der Oberfläche entfalten. Die Sprache bleibt dabei klar, poetisch und bildhaft. Sie passt sich dem Innenleben ihrer Figuren an, die immer wieder Ausflüge in die Welt der Kunst unternehmen – sei es durch Musik, Theater und Schauspiel oder durch die Architektur und Landschaft der bretonischen Smaragdküste und der französischen Hauptstadt.
Die Liebesgeschichte zwischen Clara und Milly entfaltet sich nicht durch große romantische Gesten oder emotional aufgebauschte Szenen, sondern durch kleine, nuancierte Momente, die bemerkenswert real wirken. Die Autorin verzichtet bewusst auf Kitsch und Pathos – stattdessen lässt sie ihre Figuren atmen, zweifeln, schweigen. Es sind die Blicke, das Zögern, das Nebeneinandersein ohne Worte, die das Unsichtbare spürbar machen. Kamani überfordert ihre Leser:innen nicht mit künstlich erzeugter Dramatik – sie traut ihnen zu, die Zwischentöne zu hören und unterstreicht diese mit einer sorgfältig ausgewählten musikalischen Begleitung, die der Geschichte eine zusätzliche Ebene verleiht. Die Musikstücke wirken wie eine innere Partitur: Sie tragen Stimmungen nach außen, übersetzen Gefühle in Klang.
Für Clara ist die Musik ohnehin mehr als ein Hobby – sie ist Zuflucht, Ausdrucksmittel und Schutzschild zugleich. In ihr findet sie einen Weg, sich selbst zu begegnen, ohne sich ausliefern zu müssen. Hinzu kommt der Aspekt ihrer mentalen Gesundheit: Clara wirkt oft überfordert, erschöpft vom Leben, innerlich abgeschlagen. Im Sinne des neueren Subgenres Healthy Romance (wie es etwa beim GU-Verlag etabliert wurde) widmet sich der Roman diesem Thema mit bemerkenswerter Offenheit und Tiefe. Kamani beleuchtet unterschiedliche Facetten psychischer Belastung und macht das Innenleben von Betroffenen auf eindrückliche Weise nachvollziehbar – auch für Außenstehende.
So dürften sich sowohl Leser:innen, die selbst ähnliche Erfahrungen gemacht haben, abgeholt fühlen, als auch jene, die sich dem Thema aus Interesse oder auf der Suche nach Verständnis nähern. Hier zeigt sich deutlich, dass Nasanin Kamani vom Fach ist und selbst über klinisch-therapeutische Erfahrung verfügt. Ihre generellen Stärken als bildstarke und eindrückliche Erzählerin treten hier besonders hervor: Sie zeichnet ein lebendiges, empathisches Bild des Klinikalltags und der psychisch-medizinischen Seite seelischer Erkrankungen – ohne zu dramatisieren und ohne zu vereinfachen.
Das wunderschön gestaltete Cover zieht einen ebenso in seinen Bann wie der Verlauf der Geschichte. Die sanfte Farbgebung ist ein sofortiger Blickfang – harmonisch und gleichzeitig vielschichtig. Das dargestellte Wasserbecken auf dem Frontcover entfaltet seine Wirkung erst bei genauerer Betrachtung: Je länger man hinsieht, desto mehr Tiefe scheint es zu gewinnen – ruhig, aber nicht still, offen, aber nicht eindeutig. Es spiegelt damit auf subtile Weise die Atmosphäre des Romans wider.
Fazit:
Nasanin Kamanis „Lonely Hearts Club“ ist ein leiser, eindringlicher Roman über Nähe, Verletzlichkeit und die heilende Kraft der Kunst. Es ist ein Buch, das nicht laut sein muss, um lange nachzuklingen – gerade weil es so viel zwischen den Zeilen erzählt. Wer sich auf die feinen Zwischentöne einlässt, wird mit einer Geschichte belohnt, die unter die Haut geht, ohne je aufdringlich zu sein. Eine Empfehlung für alle, die Literatur lieben, die berührt, ohne zu überwältigen – und für alle, die wissen oder ahnen, dass emotionale Tiefe oft in der Stille liegt.
Ich persönlich verstehe, wenn der Roman nicht sofort für jede:n funktioniert – vor allem, wenn die Erwartungshaltung etwas anderes suggeriert. Wer hier ein großes romantisches Feuerwerk oder dramatische Gefühlsausbrüche erwartet, wird womöglich zunächst enttäuscht. Auch Leser:innen, denen Themen wie mentale Gesundheit und Therapie für eine Liebesgeschichte zu sperrig erscheinen, finden vielleicht nur schwer einen Zugang – das zeigen auch einige der bisherigen Rezensionen. Aber für alle, die sich auf diese besondere Reise einlassen und dem Roman die Zeit und den Raum geben, den er braucht, um sich zu entfalten, offenbart sich eine zarte, feinfühlige Romanze, die vor allem eines ist: erstaunlich real und tief berührend.
Keine Rock-Oper, kein Feuerwerk und kein großer Knall, der den Leser mit emotional aufgeladenen Szenen bombardiert. Die Geschichte um Clara und Milly ist vielmehr eine feine, kleine Melodie, die sich durch die Seiten spinnt und sich langsam entfaltet. Ihr Anschwellen und Abebben folgt dem gleichen Rhythmus wie die zahlreichen im Buch gestreuten Musikstücke, insbesondere die klassischen, denen Claras wahre Leidenschaft gilt – und auch die der Autorin.
Nasanin Kamani schreibt mit bemerkenswerter Zurückhaltung, die umso eindringlicher wirkt. Es sind die leisen Töne, die nachhallen – die kleinen Gesten, verschwiegenen Gedanken und unbeantworteten Fragen, die sich unter der Oberfläche entfalten. Die Sprache bleibt dabei klar, poetisch und bildhaft. Sie passt sich dem Innenleben ihrer Figuren an, die immer wieder Ausflüge in die Welt der Kunst unternehmen – sei es durch Musik, Theater und Schauspiel oder durch die Architektur und Landschaft der bretonischen Smaragdküste und der französischen Hauptstadt.
Die Liebesgeschichte zwischen Clara und Milly entfaltet sich nicht durch große romantische Gesten oder emotional aufgebauschte Szenen, sondern durch kleine, nuancierte Momente, die bemerkenswert real wirken. Die Autorin verzichtet bewusst auf Kitsch und Pathos – stattdessen lässt sie ihre Figuren atmen, zweifeln, schweigen. Es sind die Blicke, das Zögern, das Nebeneinandersein ohne Worte, die das Unsichtbare spürbar machen. Kamani überfordert ihre Leser:innen nicht mit künstlich erzeugter Dramatik – sie traut ihnen zu, die Zwischentöne zu hören und unterstreicht diese mit einer sorgfältig ausgewählten musikalischen Begleitung, die der Geschichte eine zusätzliche Ebene verleiht. Die Musikstücke wirken wie eine innere Partitur: Sie tragen Stimmungen nach außen, übersetzen Gefühle in Klang.
Für Clara ist die Musik ohnehin mehr als ein Hobby – sie ist Zuflucht, Ausdrucksmittel und Schutzschild zugleich. In ihr findet sie einen Weg, sich selbst zu begegnen, ohne sich ausliefern zu müssen. Hinzu kommt der Aspekt ihrer mentalen Gesundheit: Clara wirkt oft überfordert, erschöpft vom Leben, innerlich abgeschlagen. Im Sinne des neueren Subgenres Healthy Romance (wie es etwa beim GU-Verlag etabliert wurde) widmet sich der Roman diesem Thema mit bemerkenswerter Offenheit und Tiefe. Kamani beleuchtet unterschiedliche Facetten psychischer Belastung und macht das Innenleben von Betroffenen auf eindrückliche Weise nachvollziehbar – auch für Außenstehende.
So dürften sich sowohl Leser:innen, die selbst ähnliche Erfahrungen gemacht haben, abgeholt fühlen, als auch jene, die sich dem Thema aus Interesse oder auf der Suche nach Verständnis nähern. Hier zeigt sich deutlich, dass Nasanin Kamani vom Fach ist und selbst über klinisch-therapeutische Erfahrung verfügt. Ihre generellen Stärken als bildstarke und eindrückliche Erzählerin treten hier besonders hervor: Sie zeichnet ein lebendiges, empathisches Bild des Klinikalltags und der psychisch-medizinischen Seite seelischer Erkrankungen – ohne zu dramatisieren und ohne zu vereinfachen.
Das wunderschön gestaltete Cover zieht einen ebenso in seinen Bann wie der Verlauf der Geschichte. Die sanfte Farbgebung ist ein sofortiger Blickfang – harmonisch und gleichzeitig vielschichtig. Das dargestellte Wasserbecken auf dem Frontcover entfaltet seine Wirkung erst bei genauerer Betrachtung: Je länger man hinsieht, desto mehr Tiefe scheint es zu gewinnen – ruhig, aber nicht still, offen, aber nicht eindeutig. Es spiegelt damit auf subtile Weise die Atmosphäre des Romans wider.
Fazit:
Nasanin Kamanis „Lonely Hearts Club“ ist ein leiser, eindringlicher Roman über Nähe, Verletzlichkeit und die heilende Kraft der Kunst. Es ist ein Buch, das nicht laut sein muss, um lange nachzuklingen – gerade weil es so viel zwischen den Zeilen erzählt. Wer sich auf die feinen Zwischentöne einlässt, wird mit einer Geschichte belohnt, die unter die Haut geht, ohne je aufdringlich zu sein. Eine Empfehlung für alle, die Literatur lieben, die berührt, ohne zu überwältigen – und für alle, die wissen oder ahnen, dass emotionale Tiefe oft in der Stille liegt.
Ich persönlich verstehe, wenn der Roman nicht sofort für jede:n funktioniert – vor allem, wenn die Erwartungshaltung etwas anderes suggeriert. Wer hier ein großes romantisches Feuerwerk oder dramatische Gefühlsausbrüche erwartet, wird womöglich zunächst enttäuscht. Auch Leser:innen, denen Themen wie mentale Gesundheit und Therapie für eine Liebesgeschichte zu sperrig erscheinen, finden vielleicht nur schwer einen Zugang – das zeigen auch einige der bisherigen Rezensionen. Aber für alle, die sich auf diese besondere Reise einlassen und dem Roman die Zeit und den Raum geben, den er braucht, um sich zu entfalten, offenbart sich eine zarte, feinfühlige Romanze, die vor allem eines ist: erstaunlich real und tief berührend.