eine feine englische Schauergeschichte

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tsubame Avatar

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The Loney, ein unwirtlicher Landstrich an der nordenglischen Küste ist Schauplatz des Debutromans von Andrew Michael Hurley.
Jedes Jahr zur Karwoche pilgert eine kleine Glaubensgemeinde aus London in diese düstere Gegend, um für den geistig zurückgebliebenen und stummen Hanny Smith zu beten. Vor allem seine Mutter, die strenge und konservative Mummer, hofft auf ein Wunder. Sie ist die Hüterin der religiösen Rituale und Zeremonien, die einst von Father Wilfred, dem Pfarrer der Gemeinde, eingeführt wurden, und die nun nach dessen Tod von Father Bernard fortgeführt werden sollen.
Erzählt wird die Geschichte von 'Tonto', Hannys jüngerem Bruder, dem die Rolle des Beschützers und Dolmetschers seines Bruders zukommt.

Andrew Michael Hurley versteht es meisterhaft eine bedrohliche und düstere Atmosphäre heraufzubeschwören und obwohl zunächst nichts wirklich Spektakuläres passiert, war ich von seiner Sprache und den Konflikten, die seine Figuren durchleben und mit einander austragen, von Anfang an gefesselt.
Ein von der Stimmung her vergleichbares Schauermärchen habe ich zuletzt während meiner Schulzeit gelesen: "Der Schimmelreiter" von Theodor Storm.

Während die Geschichte über weite Strecken vor allem von der düsteren und unheimlichen Stimmung lebt, nimmt sie zum Schluss noch einmal richtig Fahrt auf und überrascht mit einem gebührend gruseligen Ende.
Spannend fand ich auch die Auseinandersetzungen zwischen der traditionsbewussten, autoritären Mummer und dem modernen, antiautoritären Father Bernard, der in der Gemeinde seines Vorgängers eine schwere Nachfolge antritt.
Das Cover finde ich sehr gelungen, habe den kleinen Blutstropfen allerdings erst entdeckt, als ich das Buch in Händen hielt.

Mich hat die Geschichte gut unterhalten und für einen Erstling fand ich sie erstaunlich ausgereift.