Loney – Düstere, teilweise verwirrende Geschichte

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nicky_g Avatar

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Der Ich-Erzähler wird von seinen Erinnerungen eingeholt, als nach einem Erdrutsch in Loney die Leiche eines Babys gefunden wird. In den 70er Jahren war er jedes Jahr zu Ostern mit seiner Familie dort. Im letzten Jahr passierte etwas, was das Leben aller für immer veränderte. Auf dieses große Ereignis steuern nun seinen Erinnerungen hin, und der Leser wird auf die Folter gespannt. Was ist passiert?

Der Beginn riss mich mit. Die Beschreibungen sind bodenständig und ehrlich, düster und bedrückend. Die Erwachsenen sind in ihrem Glauben und in ihren Traditionen verhaftet. Alles, was anders ist, wird von den Jungen neugierig aufgesogen. Die Atmosphäre ist trist mit unwirklichen und dubiosen Einschlägen.

Stets scheint eine Art Damokles-Schwert über allem zu schweben, eine Bedrohung, die unterschwellig in trüben und markanten Bildern auftaucht, aber nie greifbar ist. Die Spannung ist enorm und umso enttäuschter war ich am Ende von der Auflösung. Es gibt viele Nebenschauplätze, von denen man erwartet, dass sie irgendwohin führen, aber sie verlaufen sich fast alle.

Die Charaktereigenschaften der Figuren zeigt sich hauptsächlich in ihren Handlungen, die schonungslos aufgezeigt werden wie zum Beispiel bei der Mutter der beiden Jungen. Ihr religiöser Fanatismus, ihre bestimmende Art allen anderen gegenüber und ihre Verwurzelung in der Vergangenheit waren manchmal kaum erträglich. Auch die anderen Personen wurden authentisch und plastisch dargestellt.

Die bildgewaltige Sprache war am Anfang überwältigend und wuchtig, ein richtiger Genuss zum Lesen, konnte aber keine wirkliche Geschichte mit einem Höhepunkt erzeugen. Besonders deutlich wird das gegen Ende, als in epischer Breite Father Wilfreds Ausflug an den Strand beschrieben wird.

Und so verschwindet die anfängliche Euphorie in Banalitäten, was ich sehr bedauert habe, weil mich der Anfang sehr begeistert hat.

Das Cover finde ich sehr auffällig, weil es sich auf den Titel reduziert, dessen letzter Buchstabe sich in verschlungene Äste verselbständigt, in denen ein dunkles Haus zu sehen ist.