Spannung in Lancashire

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bavaria123 Avatar

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"Die Einheimischen nannten es The Loney. Niemand, der auch nur das Geringste über diesen Ort wusste, näherte sich je dem Wasser. Zumindest abgesehen von uns. Doch wahrscheinlich hatte ich stets geahnt, dass das, was dort geschehen war, nicht für immer verborgen bleiben würde, so sehr ich es mir auch wünschte."
Zwei Brüder geraten immer tiefer in eine unheimliche Geschichte, in der sie selbst der einzige Halt sind.

Dieser Klappentext und auch die größere Inhaltsangabe hat mich schon sehr neugierig gemacht. Und dazu dann noch dieses eher schlichte, aber wirklich schöne Cover. Wenn man genau hinschaut, sieht man auch einen winzigen, glänzenden roten Tropfen...Und auf der Rückseite ein Vogel im Flug, der eine Kette mit einem Kreuz mit sich trägt. Gelungen!

Ich musste dann gleich erstmal den alten Atlas rausholen...ist einfach schöner, als gleich im Internet zu suchen...die beiden Flüsse Wyre und Lune gibt es tatsächlich. Zu finden sind sie im Nordwesten Englands, genauer gesagt in der Grafschaft Lancashire. Und so konnte ich mir selbst ein wenig die Gegend vorstellen, da ich dort schon einmal Urlaub gemacht hatte. Und die Landschaftsbeschreibungen des Autors gefallen mir ausgesprochen gut!

Den Schreibstil von Andrew Michael Hurley empfinde ich als sehr ansprechend. Er hat teilweise eine besondere ausschmückende Ausdrucksweise. So finde ich es beeindruckend beispielsweise den Frühling als feuchte Nachgeburt des Winters zu bezeichnen, oder den Unterschied der beginnenden Nacht in The Lonely und in London zu beschreiben. Das sind Passagen, die ich gern auch zweimal gelesen habe um das wirklich zu genießen.
Die Charaktere der Hauptpersonen sind gut getroffen. Manch einen mag man gleich sehr, andere schrecken dann aber auch genau so deutlich ab.

Die Geschichte an sich ist teilweise mystisch, teilweise aber auch realistisch. Tonto Smith, wie er vom neuen Pfarrer genannt wird, erzählt in der Ich-Form. Sein Leben als Erwachsener ist eher ein Nebenstrang.
Die Geschehnisse werden dem Leser in kleinen Häppchen serviert, das hat mich zum Weiterlesen angespornt, so sehr, dass ich das Buch in kurzer Zeitspanne durch hatte.

In welches Genre ich dieses Buch einordnen würde kann ich gar nicht mal so recht sagen. Ein mystischer Thriller mit unterschwelligen Horrorszenarien? Zudem arbeitet der Autor auch mit Gegensätzen, so kann aus Glaube Irrglaube und Aberglaube werden. Aus Verstand Wahnsinn.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, allerdings hatte ich am Schluss das Gefühl, dass doch einiges noch nicht so recht abgeschlossen war. Möglicherweise wird es mir genau deshalb noch länger im Kopf bleiben.