Was ist Wahrheit?

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gisel Avatar

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In der Karwoche des Jahres 1976 pilgert eine kleine Glaubensgemeinschaft aus London in ein Haus im Loney, einem einsamen, kargen Landstrich an der nordenglischen Küste. Es gab solche Aufenthalte bereits vorher, mit dem Ziel der Heilung für eines der halberwachsenen Kinder dieser Glaubensgemeinschaft. Hanny war seit Geburt stumm und später auf dem Entwicklungsstand eines zweijährigen Kindes geblieben, sein Bruder Tonto achtet auf ihn, wenn sie zusammen sind. Bei diesen Aufenthalten in Loney sollen Gebet und der Besuch eines Schreins dazu führen, dass Gott ihn heilt und er ein normales Leben führen kann. Dreißig Jahre später wird nach einem Erdrutsch die Leiche eines Babys freigelegt, und Tonto erinnert sich an jene Reise, die das Leben der gesamten Familie verändert hat. Aber auch Tontos Glauben an Gott.
Es ist eine eher leise Geschichte, die sich sehr viel in Beschreibungen und Andeutungen ergeht. Der Leser muss sehr viel mitdenken und zwischen den Zeilen lesen. Dafür bleibt dann die Spannung sehr oft auf der Strecke. Der eigenartige, gewollt philosophische Schreibstil bewirkte, dass ich mich mit dem Buch sehr schwer getan habe. Erst ganz zum Schluss, auf den allerletzten Seiten, wird die Geschichte zum Abschluss gebracht, erst dann wird das gesamte Ausmaß der Erzählung klar. Damit verlangt das Buch dem Leser sehr viel Geduld ab.
Das Buch hat mich sehr zwiespältig hinterlassen. Die Grundfrage des Buches ist: Was ist Wahrheit, muss sie immer für alle gelten oder ist sie manchmal schmerzhaft für meine Umwelt, so dass ich sie lieber verschweige? Die Antwort, die das Buch dazu liefert, finde ich sehr gut von allen Seiten beleuchtet, und sie trifft auch meine Sichtweise. Leider fand ich das Buch teilweise sehr schwerfällig, deshalb kann ich keine uneingeschränkte Leseempfehlung geben. Jeder geneigte Leser möge genügend Zeit und Geduld für dieses Buch mitbringen.