Hält nicht, was der Klappentext verspricht

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just-dreams Avatar

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Zuerst einmal, ich fand das ganze Buch unübersichtlich gestylt. Mich haben die Einschübe zwischen der eigenen Geschichte der Autorin und die fremden Texte bzw. die erklärenden, motivierenden Texte der Autorin massiv gestört. Hätte es lieber gehabt, wenn die Geschichte der Autorin strukturiert hintereinander abgelaufen wäre und erst danach der Bereich mit den motivierenden Ansätzen käme.

Leider tat sich mir - je länger ich las- der Verdacht auf, dass die Autorin selbst gar nicht so weit ist, wie sie denkt. Zwar motiviert sie andere und versucht einem ein neues Selbstbild beizubringen, aber selbst scheint sie das noch nicht erreicht zu haben.

Oder anders ausgedrückt, wie sie über die Kleidergröße ihre Mutter schreibt, die auch mit einer Größe 42 klar käme, hat mir die Augen geöffnet. Innerlich ist die Autorin immer noch bei ihren Minikleidergrößen, was sie wahrscheinlich nicht wahrhaben will. Hätte sie sich etwas informiert, wüsste sie, dass die meistverkauften Standardgrößen im Bereich der Damenbekleidung die Größen 42 bis 46 sind. Ihre Mutter trägt daher eine ganz normale durchschnittliche Kleidergröße.

Mit dem Wissen, dass die Autorin immer noch die Größen falsch einschätzt und sich daher wohl doch noch im Bereich der "nicht-mit-sich-im-Reinen-Menschen" befindet, las sich der Rest des Buches einfach nur befremdlich.

Sie mag aus ihrer Schiene des zu vielen Sports und des zu wenigen Essens heraus sein, was ihre Sichtweise angeht glaube ich, hängt sie noch immer den gesellschaftlichen Magermodells hinterher.

Für mich war sie daher ab diesem Punkt nicht mehr glaubwürdig. Vielleicht bin ich dafür einfach zu alt, um mich da an einen Menschen zu halten, der offensichtlich sein eigenes Welt- und Selbstbild noch nicht wirklich geändert hat. Daher konnte ich ihren Motivationskärtlein und dem Rest nicht wirklich abgewinnen.

An sich als Buch und Grundidee eine nette Idee. Wäre die Autorin ein Typ wie Ashley Nell Tipton, die nicht nur ihre positive Einstellung rüberbringt, sondern auch noch versucht das Bewusstsein der Leute aktiv zu verändern und nebenbei eine auffällige Mode für Frauen von Format herstellt(ja, wir reden von Damen jenseits der Gr. 52...) und jedem zeigt, was ein positives Selbstbild ist...ja dann hätte sie 5 Sterne bekommen.

Für mich ist dieses Buch der Versuch der Autorin die eigene Erkrankung (teilweise) zu verarbeiten, gleichzeitig das ganze zu vereinheitlichen und mal eben daraus in Form eines Buches Kapital herauszuschlagen.

Und nein, ich machte ihre Essstörung nicht herunter. Das ist eine Krankheit, da muss man erst mal in der Lage sein durchzukommen und sich selbst wieder auf die richtige Spur zu bringen. Nur ist das keine Basis für eine Motivation für Menschen mit jeglicher Form von mangelndem Selbstbewusstsein oder einem falschen Selbstbildnis.

Für jemanden, der das Größenspektrum von Kleidergröße 38 bis 52 durchgearbeitet hat und mit seinem eigenem Körperempfinden/Selbstempfinden kämpft, hält dieses Buch nicht im geringsten, was der Klappentext verspricht. Eher das Gegenteil. Es verbreitet meiner Meinung nach einen leisen Hauch im Hintergrund, dass alles jenseits der Kleidergröße 40 wohl nicht ganz so "normal" ist.

Um es kurz zu machen, ich würde es nicht wieder lesen und ich würde es auch niemandem empfehlen.