Berührend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
engelsby Avatar

Von

Die Geschichte von Théo hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. "Loyalitäten" von Delphine de Vigan handelt von einem Jungen, der sich mehr um seine traurige Mutter und seinen vereinsamten Vater kümmert als um sich selbst. Beide bemerken offenbar nicht, wie sehr sie ihrem Sohn damit zusetzen, der in seinen jungen Jahren dem Alkohol verfällt. Seine Lehrerin - Hélène - bemerkt die Veränderungen und Auffälligkeiten bei Théo und beginnt Fragen zu stellen. Die Handlung wird abwechselnd aus ihrer und Théos Sicht erzählt, wobei im letzten Teil der Leseprobe auch die Mutter von Théos bestem Freund Mathis zu Wort kommt.
Dadurch gelingt es der Autorin ihre Leserschaft an verschiedenen Versionen der Geschichte teilhaben zu lassen und so einen intensiven Blick in die Geschichte zu gewähren. Darüber hinaus wird in dieser Leseprobe deutlich, dass nicht nur Théo mit seinem Leben zu kämpfen hat.
Ich finde den Schreibstil unheimlich packend und einnehmend. Schon das Anfangskapitel über den Begriff der Loyalität hat mich total gefesselt und nachdenklich gemacht. So wird schon von vornherein ein schöner Bogen zum Buchtitel gezogen. Oft denkt man über den Titel gar nicht genau nach, doch hier erreicht die Autorin, dass sich der Leser darüber Gedanken macht. Es geht hier eben nicht nur um die Traumata einer Kindheit, um die Vielschichtigkeit der Geschichte und ihrer Charaktere, sondern auch um Freundschaft und die damit verbundene Loyalität.

Das einzige, was mich stutzig gemacht hat, war die Länge des Buches. 180 Seiten sind wahrlich nicht viel, um eine solch tiefgehende Geschichte zu erzählen. Aber so bin ich umso gespannter, wie sich die Story weiterentwickelt.
Das Buch werde ich definitiv lesen.