Das Buch hat mich tief beeindruckt!

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elchi130 Avatar

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Das Geschehen wird aus der Perspektive von vier Personen erzählt. Da ist zum einen Théo, der Hauptprotagonist. Er trägt die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern und zerbricht nach und nach daran. Seine Eltern haben sich aus ihren Rollen zurückgezogen und ihren Sohn, der noch nicht einmal 13 Jahre alt ist entweder allein gelassen oder ihm einen Teil ihrer Verantwortung übertragen. Die einzige Person, die überhaupt merkt, dass etwas nicht stimmt, ist seine Lehrerin. Eine weitere Erzählperspektive, die wir begleiten. Beim Lesen ihrer Person schwanke ich immer wieder zwischen Hoffnung und Unbehagen. Sie kann so viel Unheil anrichten, wenn sie falsche Verdächtigungen ausstößt, aber sie kann auch helfen, indem sie überhaupt versucht einzugreifen.
Dann ist da noch Mathis, der beste Freund von Théo. Zu Beginn der Freundschaft bewundert er Théo sehr und versucht so zu sein wie er, schließlich sorgt er sich um ihn und später versucht er ihn zu beschützen.
Die vierte Person, deren Perspektive wir miterleben ist die Mutter von Mathis. Auch sie merkt, dass etwas nicht in Ordnung ist, erwischt Théo und ihren Sohn sogar einmal beim Trinken von Alkohol. Für sie ist aber nur wichtig, ihren Sohn aus dem Einflussbereich des schlechten Umgangs, nämlich Théo, zu entfernen. Um Théo macht sie sich keine Sorgen. Sie ist insgesamt viel zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Da sie entdeckt hat, dass ihr Mann sich Abend für Abend in Internetforen und einem Blog austobt und Randgruppen auf übelste Art und Weise beschimpft.

Das Buch von Delphine de Vigan ist ein sehr vielschichtiges Buch, das unglaublich viele Ebenen bietet. Die Ereignisse werden mit einer Eindringlichkeit geschildert, dass die Worte auf mich als Leserin eine immer größere Sogwirkung ausgeübt haben. Théo Sehnsucht ist für mich mit den Händen zu Greifen gewesen. Das Gefühl der Überforderung und der Ausweglosigkeit hat mir beim Lesen immer mehr die Luft zum Atmen genommen.

Wiederholt ist mir beim Lesen der Titel des Buches „Loyalitäten“ durch den Kopf gegangen. Der Titel ist fantastisch gewählt. Denn wieder und wieder stolpere ich als Leserin genau darüber, dass die Loyalität der Fallstrick für die einzelnen Personen ist. Es geht um Loyalität und darum, dass der Protagonist daran gebunden und deshalb in seiner Handlung nicht frei ist und erst aus diesem Grund eine ganze Kette von Ereignissen in Gang kommt oder nicht verhindert werden kann.

Das Buch ist sehr tiefgründig und es ist ein Buch, das ich im Laufe der Zeit noch häufiger lesen werde. Es bietet so viele unterschiedliche Aspekte, die beleuchtet und analysiert werden können, dass ein einmaliges Lesen dafür nach meiner Einschätzung nicht ausreicht. Das Buch hat mich tief beeindruckt und das Gelesene wird mich auch noch eine Weile begleiten und beschäftigen.