Dieser Roman hat mich sehr betroffen gemacht

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wuestentraum Avatar

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Théo ist 12 Jahre alt. Er ist ein stiller, aber guter Schüler. Seine Eltern haben sich unschön getrennt, als er 6 Jahre alt war. Seitdem ist er abwechselnd eine Woche bei der Mutter und eine Woche bei seinem Vater. Seine Mutter will von Théo nichts über die Woche hören, die er bei seinem Vater verbringt. Sie ist voller Hass auf den Vater und spricht seinen Namen nicht mehr aus. Er hatte sie wohl wegen einer anderen Frau verlassen, und sie hat es ihm bis heute nicht verziehen. Wenn Théo von seiner Vater-Woche zu ihr nach Hause kommt, muss er sich erst duschen und seine Anziehsachen in die Wäsche tun, weil sie nicht erträgt, dass ihr Sohn den Geruch von seinem Vater, "der anderen Seite" mitbringt.

Der Vater ist nicht mehr mit der anderen Frau zusammen, er hat seine Arbeit verloren und hängt in tiefen Depressionen fest. Er verlässt tagelang sein Bett nicht, die Wohnung verdreckt, die Geschirrberge türmen sich in der Küche und die Vorhänge im Wohnzimmer zieht er gar nicht mehr auf. Wenn Théo dort ist, versucht er Ordnung zu schaffen, kauft ein paar Lebensmittel ein, da das Geld knapp ist und kümmert sich um seinen Vater.

Daheim bei der Mutter leidet er, weil sie ihn nicht mehr in den Arm nimmt, ihn argwöhnisch mit dem Vater vergleicht und keine Ähnlichkeiten mit ihm erträgt.

Helene, Théo's Lehrerin bemerkt, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Sie vermutet anfangs, dass er geschlagen wird. Doch dies bestätigt sich nicht. Sie kommt nicht dahinter, aber sie spürt, dass etwas nicht stimmt. Und so beäugt sie Théo täglich in der Schule und ist wie besessen davon, dass es ihm nicht gut geht und er Hilfe benötigt.

Die Wahrheit ist, dass Théo mit seinen 12 Jahren Alkohol trinkt, weil er einfach mit der Situation der Eltern überfordert ist. Der Alkohol tröstet und betäubt ihn. Sein einziger Wunsch: sich bewusstlos, sich ins Koma zu trinken.

Dieser Roman macht mich einfach nur betroffen. Dass ein 12-jähriger Junge so verzweifelt ist, mit niemandem redet, sich niemandem anvertraut und in diesen jungen Jahren zur Flasche greift, weil er keinen anderen Trost bekommt. Schlimm an der ganzen Sache finde ich, dass seine Eltern von alldem nichts mitbekommen. Sein Vater geht auf ihn durch seine eigene kranke Verfassung gar nicht mehr ein, seine Mutter ist voller Hass und nur argwöhnisch, erkennt nicht einmal nach einem Gespräch mit der Lehrerin Helene, dass etwas mit ihrem Sohn nicht stimmt. Erschreckend, was diese Eltern ihrem Kind zumuten und noch erschreckender finde ich, dass sie in keinster Weise auf ihren Sohn eingehen oder erkennen, wie sehr er leidet.

Fazit:

Ein Roman, der mich betroffen zurücklässt und der noch einige Zeit nachhallen wird. Er hat mir sehr gut gefallen, ich konnte ihn gar nicht beiseite legen. Auf jeden Fall 5 Sterne und absolute Leseempfehlung.