Drama einer Kindheit

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Theo ist 12 Jahre alt, er ist der Junge, der Alkohol trinkt, als ob er daran sterben möchte. Einsam ist er, aufgerieben zwischen den geschiedenen Eltern, die es nicht mehr schaffen den anderen auch nur beim Namen zu nennen. Sein einziger Freund ist sein Schulkamerad Mathis. In den Schulpausen oder auch nach der Schule trinken sie gemeinsam. Mathis will, kann mit niemanden darüber reden. Er will den Freund nicht verraten. Helene, die Klassenlehrerin erkennt, dass mit Theo etwas ganz und gar nicht stimmt, dringt aber weder zu dem Jungen noch zu dessen Mutter durch.
Ich liebe Delphine de Vigans Bücher, auch wenn sie stets traurig und schonungslos sind. Gerade, weil sie stets traurig und schonungslos sind. Mit ganz sensiblen Antennen spürt sie der Einsamkeit, der Verletzlichkeit ihrer Figuren nach. Behutsam führt sie uns in dieses Drama einer Kindheit. Die Loyalitäten, die die Beteiligten, gleich ob Kind oder Erwachsener, miteinander verbinden, sind falsch verstandenen Befehle, die sie befolgen, ohne den Befehl jemals gehört zu haben. Die Autorin beschreibt einfühlsam desillusionierte Menschen in ihrer Ausweglosigkeit. Die Kinder, die Mütter, die Lehrerin erhalten eine Stimme, die aber keiner hört oder verstehen will.
Es sind alltägliche Menschen, denen wir selber begegnen könnten, denen wir zuhören könnten, bei denen wir nicht wegschauen sollten.
Delphine berührt mit wenigen aber dafür eindeutigen und präzise platzierten Worten. Es ist hohe literarische Kunst, auf wenigen Seiten ganz viele Emotionen zu transportieren.