Ein Weckruf

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larischen Avatar

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Auf den ersten Blick ist Théo ein vorbildliches Kind, er ist in der Schule unauffällig und pendelt ohne Murren zwischen seinen getrennten Eltern hin und her. Doch was auf den ersten Blick so idealtypisch erscheint, bekommt beim genaueren Hinsehen schnell so einige Risse, denn Théo hat in seinem Leben mit so einigem zu kämpfen und sucht einen Ausweg, der für einen kleinen Jungen nur schädlich sein kann. Allerdings sehen nur seine Lehrerin und die Mutter seines besten Freunde die Risse in der Fassade und die Situation spitzt sich immer weiter zu.

Delphine der Vigan hat in diesem recht kurzen Roman – ca. 170 Seiten – ein trauriges Bild unserer Gesellschaft gezeichnet. Théo ist auf den ersten Blick bestens umsorgt und doch entgleitet er völlig und setzt sein junges Leben aufs Spiel. Und dennoch scheinen nur wenige Personen seine Sorgen zu bemerken. Der größte Teil dieses Romans ist erschreckend und macht den Leser sehr betroffen. Allerdings gibt es auch immer wieder Hoffnungsschimmer, sodass das Buch auf den Leser nicht nur negativ einwirkt.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, man fühlt sich Théo und auch den anderen Protagonisten ganz nah und spürt teilweise auch die Verzweiflung.

„Loyalitäten“ von Delphine de Vigan ist ein Roman der den Leser aufweckt hinzuschauen und sich für sein Umfeld zu interessieren. Das Buch ist wie ein Weckruf an unsere Gesellschaft. Ich hoffe, dass diesen Roman viele Menschen lesen und sich wieder mehr Gedanken um ihre Mitmenschen machen.