Intensiv aber kurz

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
luv_books Avatar

Von

Der 12-jährige Theo ist ein Scheidungskind. Die Eltern haben geteiltes Sorgerecht, wöchentlich wechselt Theo zwischen Vater und Mutter. Die Mutter scheint den Vater abgrundtief zu hassen, sie kann es kaum ertragen, ihren Sohn zu berühren, wenn er vom Vater zurückkommt. Der Vater hingegen ist seit einiger Zeit arbeitslos und versinkt in einer tiefen Depression. Seine Wohnung verkommt, er nimmt seinen Sohn kaum noch wahr, wenn der bei ihm ist. Theo versucht es beiden recht zu machen, mit der Mutter spricht er nicht über seinen Vater, und immer wenn er bei diesem ist, versucht er, sich etwas um ihn zu kümmern, geht einkaufen mit dem wenigen Geld, das er findet und räumt die Wohnung auf.

Zwischen diesen beiden Welten wird Theo langsam aber sicher aufgerieben. Zusammen mit seinem einzigen Freund Mathis flüchtet er sich in den Alkohol. Keinem fällt etwas auf, Theos Vater ist in seiner Depression gefangen, die Mutter scheint vollkommen blind dafür, was ihr Verhalten ihrem Sohn antut. Die einzige, die merkt, dass etwas in Theos Leben ganz und gar nicht stimmt, ist seine Lehrerein Helene. Diese wurde selber jahrelang von ihrem Vater misshandelt und daher sind die Zeichen des Missbrauchs für sie eindeutig. Aber sie steht allein auf weiter Flur. Es gibt keine körperlichen Anzeichen für einen Missbrauch und alle ihre Versuche, Theo zu helfen, scheitern.

Das Buch ist fast schmerzhaft in seiner Intensität. Abwechselnd erlebt der Leser aus verschiedenen Perspektiven (Theos, der seines Freundes Mathis, der Lehrerein, und der Mutter von Mathis), wie Theo immer weiter abrutscht. Er steuert unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu, während sein Umfeld vollkommen blind dafür ist.

Misshandlung hinterlässt nicht immer sichtbare Spuren. Das Buch ist intensiv, aber kurz. Leider mit einem sehr offenen Ende. Aber vielleicht muss das auch so sein.