Tabu

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bezel64 Avatar

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Delphine de Vigan erzählt in ihrem faszinierenden Buch von der verhängnisvollen Entwicklung des 12-jährigen Theo.
Theo, völlig überfordert von der Trennung seiner Eltern, wohnt mal hier und mal da und ist nirgendwo wirklich zu Hause. In seiner Verzweiflung betäubt er sich mit Alkohol. Die Eltern, ausschließlich mit sich und ihren eigenen Problemen beschäftigt, bekommen nichts mit von der lebensbedrohlichen Leidenschaft ihres Sohnes.
Die Autorin erzählt die Geschichte in fast nüchternen Worten jeweils aus der Sicht der vier Hauptpersonen. Das Verhalten eines jeden einzelnen ist für mich sehr gut nachvollziehbar und so tut sich nach und nach ein Abgrund auf, dem man sich nicht mehr entziehen kann. Die Hauptpersonen sind authentisch und gut gezeichnet mit den dazugehörigen Schwächen und Unzulänglichkeiten. Die Handlung entwickelt sich mehr und mehr in eine Richtung, die mir als Leser den Atem stocken lässt. Am Ende stellt sich die drängende Frage, was Loyalität wirklich ist und ob das Unvermeidliche doch noch zu verhindern ist.
Ein erschreckend schonungsloses und zugleich aufrüttelndes Buch um das Tabuthema Alkoholismus eines Kindes, das ich nur empfehlen kann!