Beklemmende Kindheitserinnerungen

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Daniela Dröscher erinnert sich an ihre Kindheit, die von den Konflikten ihrer Eltern, in die sich gern die Mutter des Vaters eingemischt hat, geprägt war. Nicht nur das Thema Geld führt ständig zu Sticheleien, sondern insbesondere die äußere Erscheinung von Dröschers Mutter: Der Vater findet sie zu dick und macht das immer wieder deutlich. Man spürt sehr genau, dass dahinter die Verunsicherung des Vaters über den Wunsch nach (finanzieller) Unabhängigkeit der Mutter steht: Diese weigert sich nämlich, nur ein Anhängsel ihres Mannes zu sein und seine Wünsche und Anweisungen widerspruchslos zu erfüllen.

Daniela Dröscher wurde 1977 geboren. In diesem Jahr entfiel die Verpflichtung der Ehefrauen, ihren Ehemännern den eigenen Arbeitsvertrag zur Unterschrift vorzulegen. Ehemänner durften ab dann ihren Frauen auch nicht mehr verbieten, berufstätig zu sein und nicht deren Anstellung über ihren Kopf hinweg kündigen. Man kann vermuten, dass diese Veränderungen Dröschers Vater verunsichert haben.

Die Leseprobe ist so geschrieben, dass alles, was geschieht, beim Lesen vor dem geistigen Auge entsteht. Durch die immer wieder eingestreuten mundartlichen Sätze (die Autorin wuchs in Rheinland-Pfalz auf) wird der Text sehr authentisch.

Störend ist aber, dass es Dröscher mit historischen Daten nicht so genau nimmt. In ihrem Buch ist Helmut Kohl bereits 1984 Bundeskanzler, tatsächlich war es erst ab 1986.
Ungenau wird es auch bei der Anschnallpflicht: Sie galt ab 1979 für das ganze Auto, Dröschers Vater beschwert sich aber 1983, dass diese immer noch nicht durchgesetzt sei.