Farshaming, Familie, Frausein

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jennifer_rosa_ Avatar

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Mama ist schuld, an allem. Daran, dass Papa nicht befördert wird, ich mich im Schwimmbad schäme, und wir ohne sie in den Urlaub fahren müssen. - Daniela Dröscher reflektiert in ihrem autobiographischen Roman "Lügen über meine Mutter" ihr Aufwachsen innerhalb einer Familie, in der das Gewicht der Mutter für jedes kleinste Übel verantwortlich gemacht wird. Die Autorin erzählt von verschiedenen Episoden ihrer Kindheit, in dem das Fatshaming der Mutter, vor allem durch den Vater, überprominent ist und mich beim Lesen häufig fassungslos gemacht hat.
Interessant, dass Daniela Dröscher in ihren Roman auch die Metaebene einbaut, indem sie aus heutiger Sicht ihre Familie analysiert und auch ihrer Mutter Fragen zu ihrem Leben stellt. So regt sie auch Lesende zum Nachdenken an.
Für mich war der Roman zu Beginn nicht ganz greifbar, da ich die Mutter direkt als schwach wahrgenommen haben, was sich im Laufe des Lesend dann aber relativiert hat. Insgesamt also eine Leseempfehlung, vor allem auch wegen des Einbezugs des Pfälzer Dialekts, was mir sehr gefallen hat.

Der Roman ist zurecht nominiert für den Buchpreis und bekommt somit hoffentlich noch mehr Aufmerksamkeit. Chapeau an Daniela Dröscher für diesen ehrlichen und schockierenden Roman, bei dem ich mir vorstellen kann, dass er für die Autorin sicher nicht leicht zu schreiben war.