Fesselnde Familienstudie

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melc Avatar

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"Lügen über meine Mutter" ist eine fesselnde Familienstudie von Daniela Dröscher. Dröscher zeichnet sehr schonungslos das Bild einer Familie. Der Titel ist etwas irreführend, da schnell klar wird, dass die Mutter nur ein Symptom- Träger des vertrackten Familiensystems ist. Niemand in dieser Familie ist nur Opfer oder nur Täter. Die alltäglichen Grausamkeiten, aber auch liebevolle Momente zeigen die tiefen Verletzungen und die bedingungslose Liebe, die eine Familie gleichzeitig aufbringen kann. Gesellschaftliche Erwartungen und Rollenbilder verschärfen die Situation . Alle Figuren des Romans sind ambivalent und lösen bei mir ein Wanken zwischen Sympathie, Verständnis und Abscheu aus. Die Autorin analysiert die Familienmitglieder und deren psychische Verfassung glasklar und nachvollziehbar. Häufiger musste ich das Buch zur Seite legen, um Unerträgliches zu verdauen. Es wird nicht klar, wie nah der Roman an autobiografische Tatsachen reicht aber auf jeden Fall ist er eine sehr gelungene Lektüre, die über die letzte Seite hinaus wirkt!