Lügen über meine Mutter
Meine Mutter hat ein Problem. Ihr Gewicht. Auf Drängen meines Vaters macht sie eine Diät. Und noch eine und noch eine. Einmal in der Woche muss sie sich vor seinen Augen wiegen. Sie nimmt nicht ab. Sie probiert Trennkost aus. Eine Kur hilft ihr, doch mit der Schwangerschaft nimmt sie wieder zu. Irgendwann ist sie so dick, dass sie nicht mit in den Urlaub darf. Dass sie so aussieht, ist uns peinlich. Doch je älter ich werde, desto bewusster wird mir, dass nicht das Gewicht Mamas Problem ist. Auch nicht, dass sie ihren Job verliert, Oma pflegt, meine beste Freundin bei uns zu Hause aufnimmt und somit für drei Kinder sorgt. Ihr einziges Problem ist mein Vater.
Daniela Dröscher ist ein kleines Wunderwerk gelungen. Aus der alltäglichen Lebenswelt hat sie ein Thema gegriffen und so aufbereitet, dass dieses 441 Seiten umfassende Buch spannender als jeder Thriller ist.
Wovon handelt es: Der Roman thematisiert die Biografie der Mutter der Autorin (ob fiktiv oder real, bleibt offen) in den Jahren 1983 bis 1986. Als Schlesiendeutsche ohnehin schon Vorurteilen ausgesetzt, versucht sie sich bestmöglich ihrer Umgebung anzupassen. Geradezu als toxisch wirkt der Ehemann, der ihr schwankendes Gewicht für all seine Probleme verantwortlich macht, die seinem Geltungsbedürfnis entstammen. Aus diesem Konstrukt heraus diffamiert und tyrannisiert er seine Frau, die sich zwar einerseits seinem Willen - so verrückt er auch manchmal erscheint - beugt, andererseits aber rebelliert.
Dramatik erhält der Roman dadurch, dass die Tochter durch die Tiraden des Vaters zeitweise so indoktriniert wird, dass selbst sie ihrer Mutter keine normale Mahlzeit gönnt. So scheint es.
"Lügen über meine Mutter" ist eine Geschichte, die gerade durch die Redewendungen und den breiten Dialekt mancher Charaktere an Authentizität gewinnt. Dabei repräsentiert die Mutter nicht nur ihre Generation, sondern alle Generationen von Frauen vor ihr, die von ihren eigenen Männern kleingehalten und seelisch missbraucht wurden.
Ein großes Lesehighlight!
Meine Mutter hat ein Problem. Ihr Gewicht. Auf Drängen meines Vaters macht sie eine Diät. Und noch eine und noch eine. Einmal in der Woche muss sie sich vor seinen Augen wiegen. Sie nimmt nicht ab. Sie probiert Trennkost aus. Eine Kur hilft ihr, doch mit der Schwangerschaft nimmt sie wieder zu. Irgendwann ist sie so dick, dass sie nicht mit in den Urlaub darf. Dass sie so aussieht, ist uns peinlich. Doch je älter ich werde, desto bewusster wird mir, dass nicht das Gewicht Mamas Problem ist. Auch nicht, dass sie ihren Job verliert, Oma pflegt, meine beste Freundin bei uns zu Hause aufnimmt und somit für drei Kinder sorgt. Ihr einziges Problem ist mein Vater.
Daniela Dröscher ist ein kleines Wunderwerk gelungen. Aus der alltäglichen Lebenswelt hat sie ein Thema gegriffen und so aufbereitet, dass dieses 441 Seiten umfassende Buch spannender als jeder Thriller ist.
Wovon handelt es: Der Roman thematisiert die Biografie der Mutter der Autorin (ob fiktiv oder real, bleibt offen) in den Jahren 1983 bis 1986. Als Schlesiendeutsche ohnehin schon Vorurteilen ausgesetzt, versucht sie sich bestmöglich ihrer Umgebung anzupassen. Geradezu als toxisch wirkt der Ehemann, der ihr schwankendes Gewicht für all seine Probleme verantwortlich macht, die seinem Geltungsbedürfnis entstammen. Aus diesem Konstrukt heraus diffamiert und tyrannisiert er seine Frau, die sich zwar einerseits seinem Willen - so verrückt er auch manchmal erscheint - beugt, andererseits aber rebelliert.
Dramatik erhält der Roman dadurch, dass die Tochter durch die Tiraden des Vaters zeitweise so indoktriniert wird, dass selbst sie ihrer Mutter keine normale Mahlzeit gönnt. So scheint es.
"Lügen über meine Mutter" ist eine Geschichte, die gerade durch die Redewendungen und den breiten Dialekt mancher Charaktere an Authentizität gewinnt. Dabei repräsentiert die Mutter nicht nur ihre Generation, sondern alle Generationen von Frauen vor ihr, die von ihren eigenen Männern kleingehalten und seelisch missbraucht wurden.
Ein großes Lesehighlight!