Warum sind Frauen so überaus duldsam?

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natimaus Avatar

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Ela beschreibt das Schicksal ihrer Mutter bzw. ihrer Eltern aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Einmal erzählt Ela sehr anschaulich, wie sie als Kind im Alter von 6 - 10 Jahren das Leben ihrer Mutter/ihrer Eltern erfahren hat. Zum anderen reflektiert sie als erwachsene Tochter und Autorin, was in der Ehe ihrer Eltern falsch gelaufen ist.
Aufgewachsen in einem kleinen Dorf im Hunsrück muss Ela tagtäglich mitansehen/~hören, wie ihre Mutter von vielen Menschen angefeindet wird. Allen voran der Vater, der seine Frau ständig zu dick findet und sich nicht scheut, dieses seiner Frau bereits beim Frühstück vorzuhalten. ... und die Mutter schweigt. Die im selben Haus wohnende Schwiegermutter sowie etliche Dorfbewohner begegnen ihr mit Misstrauen und Abneigung, weil die Mutter eine Aussiedlerin aus Schlesien ist. Ihr übergroßes Herz, in das sie ihre Kinder und das vernachlässigte Nachbarskind Jessy einschließt, wird von niemandem als solches wahrgenommen, sondern als Fehler ausgelegt. Der Vater führt sich als regelrechter Patriarch auf, der sich in alle Belange seiner Ehefrau einmischt, ihr Vorschriften macht, sie demütigt und nur seine Meinung gelten lässt. Dennoch lässt die Mutter an manchen Stellen nicht mit sich reden und beweist Stärke und auch eine gewisse Raffinesse, überfordert sich jedoch dabei maßlos.
Der Roman zeigt Familienstrukturen der 80er Jahre und beweist, wie gefangen Vater und Mutter in diesen Familienstrukturen/dieser Ehe waren. Man war den Konventionen der Zeit ausgesetzt, dem Gerede der Leute und es war schwer bis fast unmöglich, ein Individuum zu sein und ein selbst bestimmtes Leben zu führen.
Manchmal ist mir das Lesen schwer gefallen, weil mir der Vater von Seite zu Seite unsympathischer wurde und ich auch die Opferhaltung der Mutter nicht akzeptieren konnte. In meinen Augen viel zu spät beginnt sich die Mutter zur Wehr zu setzen.