Roman mit Schwachstellen

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meike Avatar

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Dieser erste Band der „Ikonen ihrer Zeit“-Reihe erzählt die Geschichte von Maria Sklodowska – später bekannt unter dem Namen Marie Curie. Neben den Schicksalsschlägen in ihrer Kindheit im von den Russen besetzten Polen und ihrer ersten großen Liebe liegt ein Fokus auf ihrer späteren Zusammenarbeit mit ihrem Mann Pierre und der Entdeckung der radioaktiven Elemente Radium und Polonium.

Ich bin bei diesem Buch ziemlich hin- und hergerissen. An sich fand ich es spannend, mehr über Marie Curie und die Entdeckung der Radioaktivität zu erfahren, die im weiteren Verlauf einen solch großen Einfluss auf unser aller Leben genommen hat. Die Tatsache, dass Marie sich in dieser damals so von Männern dominierten Wissenschaft hat durchsetzen und einen Namen machen können, ist sehr bewundernswert. Und auch ihre Lebensgeschichte abseits der wissenschaftlichen Laufbahn, insbesondere ihre Jugend in Polen, fand ich sehr spannend.

Dennoch hatte dieses Buch auch einige Schwachstellen. Auch wenn Maries Kindheit und Jugend und ihre wissenschaftliche Arbeit gut beschrieben sind, fehlte mir doch ein wenig die Beschreibung der Zeit nach Pierres Tod, in der sie noch so viel hat verwirklichen können. Schade fand ich auch, dass Pierres Bruder nur eine kleine Randfigur in dem Roman geblieben ist, obwohl er doch so ein inniges Verhältnis mit Pierre gehabt haben soll. Maries von der Autorin erdachte Freundin Jeanne fand ich zudem ein wenig anstrengend und hatte das Gefühl, dass sie die Geschichte nicht wirklich bereichert. Natürlich wirkte sie in ihrer aufbrausenden und selbstbewussten Art als Gegenpol zur zurückhaltenden Marie. Dass sie aber nach ihrem Abschluss plötzlich ihre Karriere vernachlässigt, nach Australien auf Land zieht und viele Kinder bekommt, erschien mir doch ziemlich unrealistisch. Auch die Tatsache, dass Marie ihre Lebensgeschichte verschiedenen jungen Frauen erzählt und es dadurch Sprünge zwischen ihrer Gegenwart und Vergangenheit gibt, hat mich eher gestört.

Zudem hatte ich das Gefühl, dass mir Marie nach der Lektüre als eher unsympathischer Charakter im Kopf geblieben ist. Nicht nur, dass sie die ihr bewussten Gefahren der Radioaktivität permanent ignorierte und auch ihre Mitarbeiter dadurch einer Gefahr aussetzte – auch ihre sehr reservierte Art, der unstillbare Ehrgeiz, immer die Beste sein zu wollen und ihre Sturheit, nachdem ihre erste Hochzeit geplatzt ist, haben mir nicht gefallen. Da es jedoch noch einige weitere Werke zu Maries Leben gibt – unter anderem die von ihrer Tochter geschriebene Biografie – werde ich auch dort mal reinlesen und schauen, ob ein etwas positiveres Bild Curies gezeichnet wird.

Ein weiterer Kritikpunkt sind kleinere inhaltliche Fehler. So wird erzählt, dass Maries Schwester Sofia an Typhus gestorben ist (was so auch stimmt), ein paar Seiten weiter heißt es aber, ihre Schwester wäre an Cholera gestorben (S. 75). Oder Marie erhält einen Brief von ihrer Freundin Jeanne und es heißt „Jeannes erwartete ihr viertes Kind“ (S. 398). Nur wenige Seiten später schreibt die Autorin jedoch „Und auch an Jeanne musste sie denken, die bereits ihr drittes Kind erwartete“ (S. 401). Hinzu kamen mehrere orthografische Fehler. Mir ist bewusst, dass man auch nach dem besten Lektorat immer Rechtschreibfehler in Büchern findet und das ist auch in Ordnung so. In diesem Roman kamen sie aber derart häufig vor, dass es mich doch gestört hat. Ironischerweise werden auch in dem Roman die Schwierigkeiten Pierres mit der Rechtschreibung erwähnt, die Marie mehrmals auffallen.

Insgesamt freue ich mich, durch dieses Buch mehr über das Leben Marie Curies erfahren zu haben. Aufgrund der genannten Schwachstellen kann ich den Roman aber nur bedingt weiterempfehlen.