Eine sehr authentische Lebensgeschichte

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piratenbraut Avatar

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Zugegeben, ich kenne von Édith Piaf wirklich nur La vie en rose und Non, je ne regrette rien - zumindest bewusst. Ansonsten wusste ich wirklich gar nichts über sie. Nach dem Lesen dieses Buches ist das anders. Édith Piaf war eine interessante Frau, eine Künstlerin durch und durch, fühlt sich immer mehr der Musik verpflichtet, als ihren Liebschaften ("Das war amüsant. Dreiecksbeziehungen führten meist zu dramatischen Szenen - und was könnte besser sein für die Kunst, die sie alle lebten - die Musik? Wo, wenn nicht im Chanson, war Platz für solche Gefühle? Womöglich standen sie alle am Beginn einer Phase größter Kreativität."), dem Alkohol und der Liebe verfallen und ich würde sie definitiv als eine sehr tragische Gestalt bezeichnen. Nachdem ich mir die Eckpunkte ihrer Biografie durchgelesen habe und auch das Nachwort der Autorin, kann ich sagen, dass die historischen Fakten, die über Piaf existieren, durchweg ihren Weg in das Buch gefunden haben. Somit ist es natürlich immer noch ein Roman, aber der ist so nah an der Wahrheit wie es nur geht.
So etwas beeindruckt mich und gefällt mir sehr.

Auch mag ich die Bemühung der Autorin sehr, Édith Piaf als Künstlerin auf ihrem Weg zum Höhepunkt darzustellen und nicht die gescheiterte, abhängige Person zu zeigen, die sie zum Ende ihres Lebens hin wurde. Denn darauf wird Piaf heutzutage oft reduziert und das wird ihr sicherlich nicht gerecht.

Das Buch spielt sich vor allem vor dem Hintergrund des soeben beendeten 2. Weltkrieges ab, einer Zeit, in der viele Künstler wegen Kollaboration mit den Deutschen angeklagt wurden. Auch Édith sieht sich mit diesen Vorwürfen konfrontiert, obwohl sie das Gegenteilt getan hat.

"Manchmal", fügte er leise hinzu, "schäme ich mich, dass ich nichts anderes getan habe, als zu singen."
"Wer kann schon sagen, welche Taten genug sind?", erwiderte Édith gedankenverloren. Auftritte mit der Tricolore auf der Bühne, das Singen verbotener Chansons, Hilfe beim Beschaffen gefälschter Papiere und sogar die Rettung eines Juden reichen vielleicht nicht einmal, um dem Vorwurf der Kollaboration zu entgehen. Sie seufzte.
"Du hast den Menschen eine Freude bereitet", erklärte sie. "Das ist ziemlich viel in schlechten Zeiten."

Édith wird stellenweise sehr exzentrisch dargestellt. Weder möchte sie von ihrer Freundin und Vertrautet Simone hören, wenn das Geld mal wieder knapp ist und sie über ihre Verhältnisse lebt, noch akzeptiert sie die Kritik ihrer Vertrauten oder ihres Geliebten Yves Montand. Teilweise hält sie sich kindisch lieber die Ohren zu. Das macht sie nicht immer sympathisch, als Künstlerin und als Figur aber nur um so authentischer.

Dennoch muss ich sagen, dass ich lange gebraucht habe, um das Buch durchzulesen. Ich kann gar nicht genau benennen, woran es gelegen hat. Eventuell war es einfach nicht ganz der richtige Zeitpunkt, dieses Buch zu lesen. Dennoch bereue ich es nicht, alles in allem war es eine informative und teilweise auch bewegende Geschichte.

Cover und Titel: Das Cover passt sehr gut zur Geschichte, die Frau ist in dem schlichten, schwarzen Kleid sehr gut gewählt, da Piaf auch immer in einem schlichten schwarzen Kleid auf die Bühne ging. Auch der Titel ist super. Er passt zu Piafs größtem Erfolg La vie en rose. Zudem hat die Autorin auch noch ein Buch über Coco Chanel mit dem Titel "Madame Coco und der Duft der Liebe" veröffentlicht. So harmonieren die beiden Bücher nebeneinander wunderbar.