Make me German

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frostyface Avatar

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Adam Fletcher wohnt seit einigen Jahren in Deutschland, Anlass genug für ihn, sich mit dem "typisch Deutschen" auseinanderzusetzen um vielleicht ein "echter Deutscher" zu werden.
Wie es ihm dabei geht, erfährt man in diesem Buch - von Schützenfesten und Mallorca über deutsches Fernsehen, deutsche Sprache und Deutsche Bahn bis hin zu Schlager und Nordic Walking darf dabei natürlich nichts fehlen. Auch vor dem Tragen von Hausschuhen, der Zubereitung eines Kartoffelsalates und dem Komponieren eines denglischen Schlagersongs schreckt Fletcher dabei nicht zurück. So ermöglicht er dem Leser, Deutschland mal aus einer anderen, humorvollen Perspektive zu sehen und nach den rund 200 Seiten pro Sprache sich selbst zu testen, wie "typisch Deutsch" man eigentlich ist.

"Make me German" habe ich mir in der englischen Sprache vorgeknüpft, da dies meiner Ansicht nach besonders gut verdeutlicht, wie man sich als Mensch englischer Herkunft in Deutschland fühlt bzw. was einem als merkwürdig erscheint. Mit der Sprache kam ich sehr gut zurecht und die gelegentlich eingefügten deutschen Wörter waren für mich ein besonderes Highlight, abgesehen von dem herrlichen Humor natürlich, welcher mich mehrfach zu kleinen Lachern verleitet hat, wodurch ich mir so manchen merkwürdigen Blick eingefangen habe ...
Der Schreibstil ist flüssig, Fletchers Denkweise sehr gut nachvollziehbar und auch das Cover (bezogen auf beide Seiten, wobei mir das englische etwas besser gefällt) sehr gut gelungen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich unter der im Buch angegebenen Internetseite tatsächlich die Songs finde und war positiv überrascht.
Zwar waren manche Kapitel für meinen Geschmack etwas umfangreicher als nötig, aber insgesamt ist das Buch durchaus ein netter Zeitvertreib und eine herrliche Abwechslung.
Bleibt noch zu erwähnen, dass mir der Abschnitt über deutsches Fernsehen weitaus am besten gefallen hat, aber auch Vorwort und Fazit durchaus interessant waren und ich mir gar nicht bewusst war, dass Hausschuhe, Mitfahrgelegenheit und Schützenfeste als typisch Deutsch angesehen werden.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, dem die Leseprobe auch nur ansatzweise gefallen hat, der britischen Humor mag oder Lust hat, mal einen anderen Blickwinkel auf Deutschland zu erhaschen.
Ob der Teil in englischer Sprache für Menschen ohne Deutschkenntnisse und ohne Nachschlagewerk für die wenigen, gezielt eingesetzten, aber nicht immer erklärten deutschen Wörter geeignet sind, erachte ich jedoch als fraglich.

Auf jeden Fall vielen Dank an vorablesen für das Leseexemplar!