Coming-of-age bis 50+

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"Gut, dass wir kein Paar sind, dann müssen wir uns nie trennen, sondern können für immer Freunde bleiben." (S. 74)

Es ist eine Reise, wie wir sie wohl alle ein bisschen kennen, auf die uns Julia Karnick mitnimmt. Wir erleben rund 35 Jahre, in denen ihre Protagonisten, Robert und Frie, gemeinsam erwachsen werden und an Höhen und Tiefen reifen. Ihre Wege treffen sich, als die beiden sechzehn sind. Viele Jahre verlaufen sie mal parallel zueinander, mal synchron, aber auch voneinander weg. Sie suchen ihren Platz im Leben und immer schweben sie dabei irgendwo zwischen Freundschaft und Liebe. Denn sobald Robert und Frie es als Paar miteinander versuchen, fürchten sie, den Freund zu verlieren, der ihnen so wertvoll ist. Sie machen die Erfahrung, wie viel komplizierter große Gefühle alles machen, dass diese Gefühle ihnen in manchen Lebensphasen im Weg stehen. Selbst eine zwanzig Jahre dauernde Funkstille kann nichts daran ändern, dass sie sich einander so nahe fühlen, wie keinem anderen. Bis sie erkennen: "Es ist nie zu spät für die Liebe. Aber manchmal zu früh."

"Man sieht sich" ist ein Roman, in dem ich mich wunderbar verlieren konnte. Liebevoll haucht die Autorin ihren Figuren Leben und Charakter ein, so dass ich mich Frie und Robert sehr nahe fühlte. Sie beschreibt eine Seelenverwandtschaft, das Gefühl, sich einander ein Zuhause zu sein und wie machtlos wir sind, wenn das Herz lauter ruft als der Kopf.
Der Großteil des Romans spielt in den Neunzigern und passend dazu gibt es eine tolle Playlist, die bei mir für einige schöne 90s Flashbacks sorgte.
Wer Lust hat auf eine Liebesgeschichte mit Coming-of-age bis ins Ü50 Alter, ist hier genau richtig.