Man sieht sich

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fornika Avatar

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Frie und Robert sind unzertrennliche Freunde, seit er für die Oberstufe an ihre Schule gekommen ist. Sie teilen Sorgen und Nöte, er in Angst um seine Mutter, sie in Angst vor ihrem tobsüchtigen Vater. Doch was zu Abizeiten gut zusammenpasst, muss sich jetzt im echten Leben bewahrheiten. Hält die Freundschaft dem stand?
Karnick verfolgt die Lebenswege der beiden Protagonisten über mehrere Jahrzehnte, wechselt immer wieder die Erzählperspektive. Dadurch lernt man beide sehr gut kennen, die jeweilige Sicht auf den anderen bzw. auf unterschiedliche Ereignisse; trotz dieses Kniffs konnte ich die Gedanken und Handlungen nicht immer nachvollziehen, manches blieb mir bis zum Schluss unverständlich. Der Stil gefiel mir gut, unaufgeregt und ruhig führt uns die Autorin durch die kleinen und großen Dramen des Lebens. Ab und an plätschert die Handlung dann aber doch zu ruhig über die Seiten. Das Lebensgefühl der jeweiligen Jahrzehnte wird gut wiedergegeben, die Autorin schildert authentisch, egal ob es sich um Roberts chaotische Jungs-WG oder Fries stressigen Staatsexamensmarathon handelt. Die Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten entwickelt sich glaubhaft, immer wieder scheint sich die große Liebe anzubahnen, doch nie scheint die Zeit richtig dafür. Der Roman driftet dabei aber nicht ins Kitschige ab, es schwingt höchstens mal ein melancholischer Zug mit. Ich habe den Roman ganz gerne gelesen, konnte aber die Intentionen der Figuren manchmal nicht nachvollziehen und war dann von den Längen etwas ausgebremst.