Marina

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zoe2018 Avatar

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...heißt der Roman, der Ruiz Zafóns Bestseller „Der Schatten des Windes“, vorausging. Es werden, wie es für den Autor typisch ist, zwei Geschichten erzählt, eine in der Gegenwart und eine in der Vergangenheit. Und wie immer spielen sie in Barcelona.

Marina ist eine junge und ungewöhnliche Frau. Sie lebt mit ihrem Vater, nach dem tragischen Tod ihrer Mutter, in einer Villa, ohne Strom, ohne Luxus. Dies bemerken die beiden allerdings nicht, da sie den größten Luxus besitzen: sich selbst. Durch einen ungewöhnlichen Zufall stolpert Óscar Drai in ihr Leben. Óscar lebt in einem Internat und findet schnell Gefallen an Marina und ihrem Vater Germán. Marina und Óscar erkunden gemeinsam Barcelona und die dunklen Geheimnisse der Stadt. Bald stoßen sie auf eine lang zurückliegende Verschwörung, deren Auswirkungen sich noch bis heute bemerkbar machen. Sie werden von verschiedenen Seiten eindringlich gewarnt, sich nicht zu tief in die Vergangenheit hineinzuwagen, werden aber bald von dieser in einem unentrinnbaren Netz gefangen. Eine Jagd nach der Wahrheit beginnt. Eine Jagd, die nicht nur ihr Leben verändert, sondern auch die Sicht auf die natürliche Ordnung der Welt...

Der Erzählstil von Carlos Ruiz Zafón gefällt mir sehr, denn er ist voller Poesie und Magie. Außerdem liebe ich Gaudí und die Hauptstadt Kataloniens. Mit diesem Roman hat sich der Autor meiner Meinung nach selbst übertroffen. Er hat seinen eindringlichen, berührenden Stil zwar beibehalten, baut aber diesmal gleichzeitig auch Spannung auf, die in seinen anderen Werken stellenweise zu kurz kommt. Seine Hauptprotagonisten stellt er einfühlsam und authentisch vor, so dass es dem Leser leicht fällt, in die Rolle des jeweils handelnden zu schlüpfen. Es macht Freude der Entwicklung des Romans zu folgen und der damit einhergehende Veränderung der Menschen. Sie reifen, werden erwachsen und bekommen ein völlig neues Weltbild. Kleinigkeiten gewinnen an Bedeutung, die zuvor nichtig waren. Vor allem, da Zafón die Liebe zwischen Marina und Óscar wie ein zartes Pflänzchen wachsen und gedeihen lässt.

Den Tod in den Vordergrund zu stellen, ist von Zafón gewagt, aber durch die ungewöhnlichen, nachdenklich machenden Wendungen eine überraschende Glanzleistung. Die Stimmung wirkt mystisch, auch wenn es dies aus der Entfernung betrachtet eigentlich gar nicht mehr ist. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine ungewöhnliche Reise, die einen so schnell auch nicht mehr los lassen wird.

Immer wieder faszinierend finde ich die Protagonisten von Zafón. Er lässt die unterschiedlichsten Charaktere in seine Romane mit einfließen. Dabei beschreibt er die guten, sensiblen genauso interessant wie die eher etwas böseren, dunkleren. Gerade diese Mischung machen seine Werke so lesenswert und überraschende Wendungen werden glaubhaft.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Übersetzung. Worte wie „verpfützt“ und „gekennt“, haben in so einem Meisterwerk wirklich nichts zu suchen!

Insgesamt ein Buch, das den Geist und die Seele berührt. Ein Buch mit Herzblut. Uneingeschränkt empfehlenswert!