mit klarer Sprache in eine andere Welt entführt

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yvylotta Avatar

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In "Mein langer Weg nach Hause" schildert Saroo Brierley die - das kann man schon nach wenigen Sätzen erahnen - spannende und bewegende Geschichte seiner Kindheit und - noch wichtiger, des Wegs zurück zu seinen Wurzeln.

Geschickt fesselt er den Leser, indem er im Prolog seine Rückkehr zu seinem Elternhaus in Indien schildert, um seine Familie wiederzusehen - die er dort allerdings nicht antrifft. Der Leser weiß schon jetzt, hier ist Tragisches passiert. Dadurch, dass der Prolog im Präsens geschrieben ist, erhält die Erzählung etwas so Unmittelbares und Augenblickliches, dass man ihn förmlich vor sich zu sehen meint, wie er vergeblich vor der Tür steht. Er hat einen langen Weg zurückgelegt - wie schon der Titel sagt. Von einer australischen Familie aus einem Kinderheim in Kalkutta adoptiert, kehrt er nun nach Hause zurück, zuerst vergeblich. Doch er hat Glück, er trifft einen Nachbarn, der Englisch spricht - und ihm scheinbar helfen kann... wie, erfahren wir natürlich noch nicht.

Im weiteren Verlauf schwingt der Erzähler ins Präteritum über, denn nun beginnt er seine Kindheit, oder das, was er davon noch weiß, in der fasziniernd anderen Welt von Indien zu schildern. Ohne dabei langatmig zu werden und in sehr einfacher und klarer Sprache gibt er uns schnell einen Einblick in sein tägliches Leben und in seine Familie. Er lebte zwar nicht in einem Slum, doch trotzdem war diese Zeit von Armut geprägt - aber auch mit einem gewissen Zauber, den er mit einem solchen Leben verbindet. Die Erzählung bzw. Leseprobe bricht ab, als er gerade wiedr einmal zusammen mit seinen Brüdern plant, wie man wieder einmal an etwas Essbares kommen könnte...

Diese Erzählung entfaltet durch ihre einfache Sprache und die Einblicke in ein uns fremdes Leben schnell etwas Märchenhaftes, man fühlt sich an 1001 Nacht erinnert und ahnt zgleich, dass hier Tragisches geschehen sein muss. Diese Leseprobe war absolut lesenswert und lässt vermuten, dass hier ein großes Werk vorliegen könnte.