Bollywood mal anders

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sommerlese Avatar

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Diese Geschichte ist unglaublich, aber dennoch wahr, denn so sind die wahren Geschichten, die das Leben schreibt.
Saroo erzählt in einfacher Erzählsprache von seinem "Verlorengehen" und seinem Überleben in der Millionenstadt Kalkutta auf offener Straße. Diese indische Welt mit all seiner Armut, wo jeder mit seinem eigenen Überlebenskampf beschäftigt ist, wird uns hier anschaulich vor Augen geführt. Bei über 4 Millionen Einwohnern sind einzelne Schicksale den Menschen fast gleichgültig und Kindern wird häufig Gewalt angetan.

Saroo ist in absoluter Armut aufgewachsen, die Familie wurde von seinem Vater früh verlassen, aber seine Mutter arbeitet schwer, um ihn und seine drei Geschwister über Wasser zu halten. Dazu ist sie häufig mehrere Tage unterwegs und die Kinder sind sich selbst überlassen. Schulbildung ist teuer und den Kindern fremd, hier müssen die Kinder ihr tägliches Essen selbst erarbeiten und aufeinander aufpassen. Dieser enge Familienzusammenhalt und die geschwisterliche Zuneigung haben ihn früh geprägt und ihm trotz der ärmlichen Verhältnisse eine glückliche Kindheit beschert, die er nie vergisst.
Obwohl er in einer wunderbaren Familie aufgenommen wird und sich dort auch angekommen fühlt, überkommt ihn Jahre später voller Wehmut die Sehnsucht nach seiner leiblichen Familie und er beginnt in seinen Erinnerungen zu suchen und nachzuforschen.
Die Bilder aus seiner Kindheit sind in seinem Kopf tief eingebrannt und damit beginnt die intensive Suche nach der berühmten Nadel im Heu, in diesem Fall nach einem unbekannten Ort in Indien.

Fasziniert liest man Saroos Geschichte und begleitet ihn auf Schritt und Tritt, bis er dann endlich seine Mutter und Geschwister in die Arme schließen kann. Er ist an seinem Schicksal nicht verzweifelt, sondern hat mit seinem Wunsch nach Aufklärung eine zweite Familie dazu gewonnen.

Ein paar Fotos geben Einblick und veranschaulichen noch einmal dieses Personenschicksal.

Hier werden dem Leser deutlich die ärmlichen Bedingungen in Indien vor Augen geführt, ohne in eine Mitleidsschiene abzudriften. Das macht aufmerksam auf das Leid in unserer Welt und zeigt durch die Adoption einen bedeutsamen, in der Menge jedoch kleinen Schritt zur Besserung an.

Die Familiengeschichte der Brierleys wird ebenfalls ausführlich erklärt und auch in ihrer Vergangenheit waren Armut und Überlebenskampf zu finden, die später dann Motive für die Adoptionen waren.
Sehr informativ ist die Vorstellung des Adoptionshilfswerks ISSA, hier erfährt man ebenfalls einiges Hintergrundwissen.

Diese reale Familiengeschichte hat mir gut gefallen und sie ist mir sehr nahe gegangen. Hier wird ein Zeichen gesetzt für die Hoffnung und ein besseres Miteinander auf der Welt.