Mein langer Weg nach Hause

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Saroo Brierley schildert in diesem Buch die Suche nach seinen Wurzeln. Obwohl, oder vielleicht gerade weil, das Buch nicht vor stilistischen Raffinessen sprüht ist es eine ehrliche und sympathische Beschreibung seines bisherigen Lebens. Der 5 jährige Saroo lebt mit seiner Mutter, seinen 2 Brüdern und seiner kleinen Schwester in ärmlichsten Verhältnissen. Der Vater hat die Familie verlassen und so kämpft die Mutter mit ihren Kindern ums tägliche Überleben. Das Geld reicht hinten und vorne nicht, die Söhne müssen schon früh ihren Teil zur Versorgung beitragen, doch der Hunger ist ein ständiger Begleiter. Mit Betteln und Hilfjobs halten Sie sich mehr schlecht als recht über Wasser - von Schulbildung können die Kinder nur träumen. Sie leben dort, wo es gerade Arbeit für die Mutter gibt, ein Zimmer, ohne Strom und fließend Wasser, der Boden festgestampfter Kuhdung. Doch es gibt Menschen in den Slums, denen es noch schlechter geht.. Kinderbetreuung gibt es nicht und so sorgen die Kinder für sich selbst.
Als sich sein großer Bruder zu einer Tour aufmacht, darf Saroo mitkommen. Erst ist es noch ein Abenteuer, doch Saroo ist bald erschöpft und bleibt am Bahnhof zurück. Sein Bruder verspricht ihm zurückzukommen und ihn abzuholen. Doch Saroo klettert in einen leeren Wagon und als er aufwacht ist er fern der Heimat. Verängstigt und eingeschüchtert läuft er durch die Straßen Kalkuttas und nur mit viel Glück und Instinkt überlebt er auf der Straße.
Er wird aufgegriffen und landet im Kinderheim, da er aber weder seinen Heimatort nennen kann, noch seinen korrekten Namen, wird er zur Adoption freigegeben. Zu seinem Glück haben sich zu dieser Zeit die Brierleys entschlossen, einem indischen Kind ein neues Zuhause zu geben. Und so beginnt für Saroo ein neues Leben. Doch Saroo hält an den Erinnerungen an sein anderes Leben fest, auch wenn Australien zu seiner neuen Heimat wird und die Brierleys seine Eltern. Diese stehen ihm auch zur Seite, als er Jahre später fast zwanghaft versucht seine Familie zu finden.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen, obwohl es etliche Längen hatte - aber diese Episoden waren wohl wichtig für Saroo. Obwohl schon zu Beginn bereits klar ist, dass er seine indische Familie wiedersieht, fiebert man doch bei seiner Suche mit.
Für mich war schockierend zu lesen, in welchen Verhältnissen Saroo in Indien lebte. Gerade im Unterschied zu seinem neuen Leben in Australien beschreibt er ungeschönt die Armut in Indien. Sehr sympathisch finde ich, dass Saroo in allem immer das positive sieht und immer seinem Weg treu bleibt. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er - trotz der großen Entfernung - seine 2 Familien unter einen Hut bringt.