Eine Seefahrt, die ist meistens lustig....

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Meistens, aber eben nicht immer. Dennoch schafft es Frau Mazetti, die unlustigen Seiten ihrer Reise zu den Pinguinen so warmherzig zu umschreiben, dass ich unter Tränen, von denen ich ein paar verdrückt habe, lächeln musste.

Zum Inhalt: Eine bunt gemischte, schwedische Reisegruppe bricht über den Umweg des Pariser Flughafens Charles-de-Gaulle mit einem umgebauten Frachtschiff zu einer Kreuzfahrt in die Antarktis auf. Auf dieser Reise lernen wir einige Personen näher kennen: Wilma, eine Lehrerin, die zwar mit viel Herz und Schnauze, aber mit wenig Sex Appeal gesegnet ist. Dann Tomas, ein Journalist, der seine Scheidung und die damit verbundene Trennung von den Kindern noch nicht verarbeitet hat und Alba, die eigentlich Alma heißt, sich trotz ihrer über 70 Jahre keinen Tag älter als 36 fühlt und wie ein Albatros durch die Welt gesegelt - oder besser gereist - ist. Dazu gibt es einige nette Nebenfiguren, denen die kursiven Kapitel gewidmet sind, die man laut Autorin überspringen darf - aber (laut der Rezensentin) nicht überspringen sollte, da sie für zusätzliche Heiterkeit und Nachdenklichkeit sorgen. Zwischendurch erfährt der Leser noch einiges über die antarktische Tierwelt und die historischen Figuren, die sich dort einen Namen gemacht haben - die menschlich-tierischen Vergleiche bilden schöne Teilstücke in Albas Kapiteln.

Zum Cover: Einsamer Pinguin mit Koffer auf Eisscholle - eigentlich straft das Bild den Klappentext Lügen, denn "Ein Pinguin ist nie allein". Dazu der Schriftzug in einer Schreibschrift-Druckschrift-Mischung, was gut zu den Dreifach-Ich-Erzählern passt, die das Buch kommentieren.

Mein Eindruck: Selten so gelacht, selten so geweint. Normalerweise denke ich bei schwedischer Literatur entweder an unbeschwerte Kinderseelen auf dem Land oder an Kommissare mit mehr Problemen, als der Durchschnittsdeutsche aushalten könnte. "Mein Leben als Pinguin" fällt total aus diesem Rahmen. Glaubt man am Anfang noch an ein witziges Buch ohne viel Tiefgang, wird man recht schnell eines Besseren belehrt: Viele der gut gelaunt scheinenden Figuren haben ihr Päckchen zu tragen, tun dies aber glücklicherweise mit viel Humor und Mut. Die, die das nicht tun, werden von anderen Mitreisenden eines Besseren belehrt. Natürlich gibt es die Unbelehrbaren, aber mir denen hat der Leser kein Mitleid - zu biestig, nörglerisch oder großkotzig agierend stellt die Autorin sie bloß.

Fazit: Ich habe dieses Buch von Anfang bis Ende genossen - kein Kapitel stellte einen Hänger dar. Leider ist es schon nach knapp 300 Seiten zu Ende gewesen; das Vergnügen hätte gerne länger dauern dürfen, insbesondere bei den leicht schrulligen Nebenfiguren wären ein paar Seiten mehr bestimmt gut beim Leser angekommen.