Pinguine stehen in der Not zusammen

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Eine Reise in die Antarktis bietet vor allem schöne Landschaften und jede Menge Pinguine und Robben. Wilmas Traum ist es, diese Gegend mit eigenen Augen zu sehen. Die Lehrerin mit Unterbiss hat es im Leben nicht leicht, lässt sich aber ihren Optimismus nicht verderben. Aus nahezu jeder Situation zieht sie das Beste heraus.

Alba ist 72 Jahre alt und hat schon viel von der Welt gesehen. Sie reist mit leichtem Gepäck, was sich auch als typische Eigenart ihres Charakters herausstellt. Immer wieder beobachtet sie ihre Mitmenschen und bringt diese Erkenntnisse mit spitzer Feder zu Papier. Auf dem Schiff schreibt sie einen Ratgeber zur Entstehung der Unarten und gibt dabei so manche Lebensweisheit preis. In Schiffsarzt Sven findet sie einen verflossenen Liebhaber wieder und damit auch ihr spätes Glück.

Auch Tomas hat das Schicksal übel mitgespielt. Er wurde gerade von seiner Familie verlassen und will seinem Elend zwischen Eisschollen und Königspinguinen ein Ende setzen. Schwermütig lässt er die Reise zum Südpol über sich ergehen und ist auch für die beiden Frauen nicht zugänglich.

In den Zwischenkapiteln kommen noch andere Nebenfiguren zu Wort. Das Ehepaar Lelle und Brittmarie ist äußerst gesellig. Wobei Brittmarie noch geselliger ist und Lelle oftmals suchend durchs Schiff läuft. Anders hingegen scheint es bei Mona und Göran zu sein, die lieber mit niemanden Kontakt haben. Erst als Göran seekrank wird, lernt Mona die anderen Passagiere kennen. Auch die Schwestern Lisa und Linda erfahren auf dieser Reise eine Veränderung in ihrer Beziehung.

Bei derartig grundverschiedenen Charakteren ist ein Zusammenleben in der Enge des Schiffs kaum vorstellbar. Die Schweden meistern das aber mit Bravour. Katarina Mazetti zeichnet ihre Hauptfiguren detailreich und gibt ihnen somit ein Leben. Das Leben hat Ecken und Kanten und macht jeden einzelnen zum Individuum. Trotz eisiger Temperaturen ist die Geschichte herzerwärmend erzählt. Wer leichte Unterhaltung sucht, wird hier eher enttäuscht werden. Der Roman hat einen solchen Tiefgang, dass er den Vergleich mit einem Ozeanfrachter nicht scheuen muss. Ebenso bildhaft sich die Landschaftsbeschreibungen gelungen. Man sieht die Eisriesen förmlich vor sich, hört das Knirschen der Schollen und das Wellenplätschern am Schiffsrumpf der MS Orlowskij. Das gedankliche Mitreisen wird dadurch erleichtert. Das Buch birgt durch seinen Humor, seine Ernsthaftigkeit und seine teils philosophischen Ansätze einen hohen Unterhaltungswert.