Mal eben sehr lesenswert!

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aennie Avatar

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Anouk Vogelsang ist schwer geschlagen. Was gibt es schlimmeres, als morgen in die achte Klasse zu kommen und nicht so zu sein wie alle anderen? Da genügt ja schon ein winziger kleiner Faktor, aber Anouk ist so dermaßen unnormal in allen Bereichen, das ist ja schlichtweg, hmmm, tja unnormal! Dabei fühlt sie sich ja eigentlich total richtig mit all den unnormalen Dingen in ihrem Leben (außer vielleicht mit den selbstgeschneiderten MaMi-Klamotten), nur so im Vergleich mit den anderen und in deren Augen nicht so wirklich. Also beschließt sie, etwas weniger außergewöhnlich zu sein und lieber mit dem Strom zu schwimmen – auch wenn es schwer fällt. Und während ihr total normales Computerspiel lädt, beschließt sie ihre Memoiren zu schreiben – und bei einem Mädchen ihres Formats lohnt das schon in jungen Jahren.
Und so berichtet Anouk aus ihrem Leben. Von ihrer Familie, die etwas bunter ist als manch andere, ihrem Lese- und Musikgeschmack und vor allem ihren Bemühungen gegen dieses elendige Unnormal-Gen anzukämpfen. Nebenbei schwirren auch all diese nervtötenden anderen Begleiterscheinungen des Teenie-Lebens wie Schule an sich, peinliche Referate, Cliquen und Freundschaften, schlimme und schöne Wörter mit –isch und –iebt in und um Anouk - das kann nur turbulent zugehen.
Ich habe „Mein Leben mal eben“ unheimlich gerne gelesen. Es ist ein buntes, kreatives, lustiges und berührendes Plädoyer dafür, dass der Mensch als Individuum zählt. Was ist unnormal? Anouk ist es sicher nicht. Kreativ ist sie und außergewöhnlich, liebenswert und altersgemäß verwirrt und gleichzeitig entwaffnend logisch. Das gleiche gilt für Matrix und Mami, die ihrer Tochter fantastische Mütter sind und dazu noch einen biologischen Vater in der Hinterhand haben, der seinen Anteil an Anouks speziellem Genpool auch nicht verleugnen kann. Liebe zählt. Und Freundschaft, Vertrauen, Selbstbewusstsein und Mut. All das kann dieses Buch vermitteln, zu all diesen Themen gibt es eine Menge kluge Sätze – sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene...
Einen Extrapluspunkt gibt es für die gelungene Sprache und die Verbildlichung von Anouks Experimenten mit den gestalterischen Möglichkeiten der Textverarbeitung. Eine klare Leseempfehlung!