Etwas undurchsichtig, aber mit Potential

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annajo Avatar

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Die Familiengeschichte eröffnet mit ausführlichen Hochzeitsvorbereitungen in Lahore, Pakistan. Der Protagonist schildert tagelange Feste, die bildgewaltig und farbenprächtig beschrieben werden und somit wahres Bollywood-Feeling aufkommen ließen. Auch die Charaktere sind elaboriert und vermitteln schon nach wenigen Zeilen das Gefühl, dass man sie selbst kennen würde. Sie lassen direkt ein Bild vor dem inneren Auge entstehen. Doch nicht alles ist so rosa und schon früh werden neben Beschreibungen des alltäglichen Geschehens auch Bomben erwähnt. Die Stimmung kippt fast und die Leseprobe macht deutlich, dass hier mehr dahintersteckt als ein Gute-Laune-Bollywood-Film, sondern dass Pakistan auch eine sehr bewegte Geschichte hat, die die normale Bevölkerung erreicht. Und doch versuchen diese Leute, ein normales Leben zu führen. Der Vater des Protagonisten starb vor dessen Geburt: er war bei der pakistanischen Luftwaffe und ließ sein Leben in einem Einsatz, der mit dem langwierigen Kaschmir-Konflikt zwischen Pakistan und Indien zusammenhing. Nur kurz wird hier ein Rückblick gewährt, der doch so überzeugend ist, dass ich schlucken musste und den Kummer der Beteligten nachfühlen konnte.

Irritiert hat mich allerdings die Vielfalt an Namen und Verwandtschaftsverhältnissen, die für mich noch undurchsichtig sind. Auch enthielt die Leseprobe viele Fremdwörter, sodass ich hoffe, dass das Buch einen Glossar enthält. Was ein "Sari" ist, kann ich mir bspw. noch selbst erklären, aber was ist eigentlich eine "Dholki-Party"?

Die Leseprobe verspricht eine exotische Reise, die eine Familie begleitet, umrahmt von der Geschichte eines ganzen Landes. Doch hoffentlich kommt es aufgrund der zahlreichen Fremdwörter und fremden Bräuche nicht zu einem unüberwindbaren Kulturschock.