Wer ist der unbekannte Hochzeitsgast?

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r.e.r. Avatar

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Unzweifelhaft hat Ali Sethi schriftstellerische Begabung. Quält man sich erst einmal bis zum Ende des ersten Kapitels durch, wird dies deutlich. Mit dem Dialog: "Ist er schon da?" "Er muß jeden Augenblick kommen". Hier legt Sethi sozusagen den Schalter um und spannt den Leser ein.

Bis zu diesem Zeitpunkt erfährt der Leser das eine Hochzeit bevorsteht. Der Bräutigam Zaki macht sich in Lahore, der zweitgrößten Stadt Pakistans, mit seinen Cousins auf den Weg Einladungen zu verteilen. Alkohol und andere notwendige Festutensilien müssen organisiert werden. Ein Junggesellenabschied in einem Club steht auch auf dem Programm. Mühsam liest sich das. Viele Namen, Orte in der Stadt, viele pakistanische bzw. indische Bezeichnungen (die der Leser nicht zuordnen kann, weil sie nicht übersetzt wurden), viele nebensächliche Gedankengänge lassen die Handlung vor den Augen verschwimmen.

Das ändert sich schlagartig am Ende des ersten Kapitels. Man lernt die Braut Samar Api und die Mutter Zakia kennen.  Man erfährt, das der Vater Zakis, ein pakistanischer Offizier, bei einem Luftwaffeneinsatz ums Leben gekommen ist. Da war Zaki minus 2 Monate alt. Die Beschreibung des Vaters, die Reaktionen der Mutter bzw. der Großmutter auf den Tod desselben machen den Unterschied zum Beginn des Buches aus. Die Gefühle der handelnden Personen werden in klaren Bildern aufgezeigt, nachvollziehbar gemacht. Man kann als Leser Anteil nehmen.

Und sich fragen, wer das ist der da jeden Augenblick zur Hochzeit kommen soll?