Meister der Wünsche - leider noch nicht meisterlich

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scoobydoo Avatar

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Aus vielen Rezensionen geht hervor, dass die Schreiber das Buch entweder abgebrochen haben, oder sich mühsam durchgequält haben.

Ich kann mich diesen Meinungen nicht anschließen. Es wäre wohl eine Lüge, wenn ich an dieser Stelle behaupten würde, „Meister der Wünsche“ wäre ein absoluter Pageturner gewesen. Ich muss aber eingestehen, dass das Buch durchaus Charakter hat – wenn man ihm denn eine Chance gibt. An vielen Stellen ist es sehr langatmig, aber die Geschichte hat mich dann letzen Endes doch gefesselt.

 

Es geht um Zaki, einen jungen Pakistani, aus Lahore, der inzwischen in den USA lebt. Zur Hochzeit seiner Cousine Samar Api kehrt er zurück nach Hause. Auf mehreren Zeitebenen erfahren wir mehr von ihm und seiner Familie.

Der Vater war beim Militär und starb vor Zakis Geburt und Zaki lebt zusammen mit seiner Mutter uns seiner Cousine im Haus seiner Großmutter väterlicherseits.

Die Mutter hat eine erfolgreiche Frauenzeitschrift und ist eine glühende Anhängerin der pakistanischen Premierministerin Benazir Bhuttos. Das sorgt immer wieder für Reibungen zwischen der Mutter und dem eher konservativen Rest der Familie.

Als Leser lernen wir das Pakistan den 90er Jahre durch die Augen eines kleinen Jungen kennen und bekommen zwischendurch immer wieder Eindrücke von einem jungen Mann im heutigen Pakistan vorgelegt. Es gelingt Ali Sethi dem westlichen Leser ein realistisches Bild von der jüngeren Geschichte seines Heimatlandes zu vermitteln, ohne dabei auf irgendwelchen alten Klischees herumzukauen.

Eine großartige Idee steckt hinter dieser tollen Geschichte.

 

Leider schreiben großartige Ideen alleine keine großartigen Bücher. Leider hapert es noch an der Umsetzung, was für mich der Grund war, wieso dieses Buch nicht unbedingt einfach zu lesen ist. Der Erzähler springt teilweise ohne große Vorwarnung in den Zeitebenen herum, weshalb es mir manchmal schwer fiel mich zu orientieren, besonders am Anfang, als ich mit den Figuren noch nicht so vertraut war.

Die Figuren selber bleiben sehr blass. Selbst zu Zaki, dem Ich-Erzähler, konnte ich keine richtige Beziehung aufbauen. Oft hatte ich das Gefühl Zaki vertritt gar keine eigene Meinung, sondern spiegelt nur seine Umwelt wieder. Aber auch in dieser Umwelt fehlt mir eine starke Persönlichkeit, eine Figur mit Identifikationspotenzial, oder zumindest eine, die Empathie in mir weckt. Aber auch die wichtigen Personen in Zakis Leben, wie seine Mutter und Samar Api vermochten dies nicht zu tun.

 

Darüber hinaus ist der Schreibstil sehr monoton. Ich hätte mir mehr Abwechslung und Variantenreichtum gewünscht. Es gibt viele Synonyme für „sagen“, deshalb ist es absolut unnötig immer „sagte er“, „sagte ich“… usw. zu verwenden. Dies ist jetzt nur ein Beispiel. An vielen Stellen wirkt die Sprache sehr unbeholfen. Ich kann jetzt natürlich nicht beurteilen, ob das nicht vielleicht an der Übersetzung liegt.

Die andere Sache, die beim Lesen sehr stört ist die permanente Verwendung fremdsprachigen Wörtern, die nirgendwo direkt angegeben sind, und oft auch nicht aus dem Kontext zu erraten sind. Ich finde es nicht schlimm, wenn mal in einem Buch ein Wort in einer der gängigen europäischen Sprachen vorkommt, das nicht übersetzt wird. Die kann ich mir aber noch leichter aus meinen Sprachkenntnissen erschließen als Wörter auf Urdu, Arabisch oder Panjabi. Hinten im Buch befindet sich zwar ein alphabetischer Glossar, allerdings sind dort auch nicht alle Wörter aufgeführt und ich habe ihn leider erst entdeckt, als ich das Buch ausgelesen hatte. Fußnoten wären einfach sinnvoller gewesen, dann hätte ich mich sogar an den zahlreichen fremdsprachigen Wörtern gereut, da ich sehr sprachenbegeistert bin.

 

Abschließend muss ich also leider sagen, dass „Meister der Wünsche“ auf einer tollen Idee basiert, die aber fürchterlich umgesetzt wurde. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass es sich um einen Debütroman handelt, und dass an Ali Sethi sicherlich nicht Hopfen und Malz verloren ist. Wenn er lernt, seinen Leser so durch seine Geschichte zu führen, dass dieser sich nicht ständig fragen muss, wo er sich eigentlich gerade befindet, und wenn er an der Ausdrucksweise arbeitet, dann wird „Meister der Wünsche“ sicherlich das letzte Buch gewesen sein, das ich von ihm lese. Vielleicht darf er sich dann mich Khaled Hosseini messen.

Ich bin auf jeden Fall gespannt auf das, was da jetzt noch kommt.