Löwenmahlzeit

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lerchie Avatar

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Schon als Gustav Wolter die Halle zu den Raubtierkäfigen betrat merkte er, dass etwas nicht stimmte. Jambo war schon satt. Aber er hatte kein Ziegenfleisch gefressen, es lagen die Überreste eines Menschen im Käfig.
Martin Forster kam gleichzeitig mit dem Mordauto, einer Erfindung seines Chefs am Tatort an. Alle sahen sehr betroffen aus. Der Löwe lag in der Ecke und döste, vermutlich hatte er einfach keinen Hunger mehr gehabt. Die Überreste lagen im Käfig. Mit Gustav Roth, seinem Assistenten ging er wieder nach draußen. Sie sprachen miteinander, der Löwe musste schnellstmöglich aus dem Käfig geholt werden, damit die Spurensicherung rein konnte. Martin ging zu dem Wärter, der im Kuppelbau auf ihn wartete. Der Mann stand immer noch unter Schock. Martin stellte ihm die üblichen Fragen und der Mann antwortete. Dann beauftragte Martin seinen Assistenten die Anwohner zu befragen.
Da er seinem Vorgesetzten noch keine Antworten liefern konnte, ging er erst einmal zum Essen. In seinem Büro wartete schon der Dompteur auf ihn. Er stellte ihm die üblichen Fragen, erhielt Antworten die ihm jedoch nicht weiterhalfen. Nur er und der Wärter hatten einen Schlüssel. Und der Schlüssel blieb während der Vorstellung im Zirkus in der Garderobe. Also hätte jeder dazu Zugang gehabt.
Roth berichtete seinem Chef, dass nur einer in der Nacht etwas gehört hatte. Den wollte Martin noch einmal selbst befragen und sie ging zu Fuß hin. Der Mann hatte gedämpfte Schreie gehört, genau um 3:45 Uhr. Nun gingen sie zum Zirkus um mit dem Direktor zu sprechen. Er bat um eine Liste aller Mitarbeiter und fragte noch, ob es in den letzten Tagen etwas Außergewöhnliches gegeben habe. was die Direktorin verneinte. Wieder im Büro wurden beide zum Chef bestellt. Dieser fragte schon nach Ergebnissen, die sie ja noch nicht hatten, und gab Martin eine Eintrittskarte für einen Film der sich mit Freuds Erkenntnissen und ob sie für die Ermittlungen hier sinnvoll wären, beschäftigte.
Der Gerichtsmediziner konnte Martin nur sagen, dass der Tote vermutlich keiner schweren körperlichen Arbeit nachgegangen war. Sonst gäbe es nichts. Er ging zurück in die Rote Burg. Auch über die Vermisstenanzeigen der letzten sieben Tage kamen sie nicht auf die Identität des Toten.
Martin gefiel es gar nicht, dass er zu dieser Filmpremiere gehen musste, aber sein Chef würde ihn bestimmt danach fragen, er konnte nicht schwänzen. Eine Stunde vorher machte er sich im Smoking auf den Weg. Vor dem Kino staute sich schon die Menschenmenge, und Martin musste noch einer Journalistin Rede und Antwort stehen. Der Film brachte ihm nicht viel. Als er durchs Foyer schlenderte, hoffte er die Journalistin nochmal zu sehen. Und natürlich sprach sie ihn in dem Cafe, in das sie gegangen waren auch auf den Löwentoten an. Doch dann sah sie einen Bekannten und ging mit diesem davon.
Am nächsten Morgen bat Martin Roth die Kleidung des Toten zu holen. Er wollte sich diese nochmal ansehen, vielleicht fand er ja doch noch was. Er fand einen Holzsplitter, der zu einem Lokal passte, in dem er vor sechs Monaten zu tun hatte. Und Martin beschloss, sich da mal umzuhören. Die Besucher der Kaschemme sprachen über die Fürstenenteignung, und Martin mischte sich unauffällig ein. Und er fragte nach dem Toten, als ob es ein Bekannter von ihm sei und er ihn vermisse, weil er seit einer Woche nicht mehr aufgetaucht sei. Als er ging rief im das Kontrollmädchen, wie die kontrollierten Huren hier genannt wurden, nach, dass sie den Namen des Mannes kenne. Sie hatte gemerkt, dass er ein Polizist war, und bat um einen Deal: Den Namen des Mannes gegen ein bestimmtes Papier für sie. Sie machten für den übernächsten Tag ein Treffen aus.
Doch wie er erwartet hatte, sollte es nicht so einfach sein, an das Papier zu kommen. Der Beamte von der Sitte weigerte sich strikt und Roth empfahl, sich an den Chef zu wenden, damit er Druck von Oben mache. Und so geschah es dann auch. Martin holte sich die Bescheinigung ab und ging zum Treffpunkt. Er wurde schon unruhig, als sie ihm plötzlich auf die Schulter tippte. Er gab ihr die Genehmigungen und sie las alles genau durch. Dann sagte sie ihm den Namen: August Henschke. Als er mit Roth vor der Tür des Mannes stand und klingelte, öffnete niemand. An der gegenüberliegenden Tür fragte eine alte Frau, wer da sei. Und er nannte seinen Namen und Polizei. Dann warf er noch einen Blick auf das Namensschild.
Die Buchbeschreibung:
1926. Die Goldenen Zwanziger Jahre. In Berlin tobt das pralle Leben, Kunst und Kultur blühen auf, die Menschen amüsieren sich in den Filmpalästen und Tanzlokalen der Stadt.
Inmitten dieser glanzvollen Atmosphäre muss der junge Kriminalkommissar Martin Forster einen der spektakulärsten Mordfälle lösen, den die Hauptstadt je gesehen hat: Das Opfer wurde einem Löwen zum Fraß vorgeworfen. Wer ist der mysteriöse Tote? Wer hat ihn auf so bestialische Weise aus dem Weg geräumt? Und warum? Martin Forster wagt sich bei seinen Ermittlungen in die Tiefen der Berliner Unterwelt. Er dringt dabei bis zu den berüchtigten Ringvereinen vor, hinter deren bürgerlicher Fassade sich die größten Verbrecherbanden der Stadt verbergen.
Die Leseprobe ließ sich leicht und flüssig lesen. Mit dem Auffinden des Toten find sie auch gleich spannend an. Ich möchte sehr gerne wissen, wie es weitergeht. Einen Toten zu identifizieren, von dem kaum noch was übrig ist, ist schwer. Die LP hat mich neugierig gemacht und ich habe mich gefragt, wer sowas macht. Auf jeden Fall würde ich mich über einen Buchgewinn sehr freuen.