Der Löwentote von Berlin

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adel69 Avatar

Von

Dank vorablesen.de durfte ich folgenden Kriminalroman kostenlos auf dem E-Book-Reader lesen:
==Metropolis Berlin: Die Rote Burg==

von

==Oliver Schütte==

Erscheinungsdatum: 19.05.2015
Verlag: Bastei Entertainment


==Die Handlung==

Wir schreiben das Jahr 1926. In Berlin hat der Zirkus Busch Station gemacht und erwartet Besucher zu seinen Vorstellungen.
Am Morgen des 17. März 1926 werden menschliche Überreste im Löwenkäfig gefunden. Ein Toter, den irgendjemand dem Löwen zum Fraß vorwarf. Und der Löwe war nicht zimperlich. Hungrig fraß er das, was man ihm vorwarf.
Ein Fall für die Polizeistation „Die Rote Burg“. Der junge Kommissar Martin Forster soll herausfinden, wer der Tote war und wer ihn umbrachte und in den Löwenkönig warf. Offensichtlich war es nicht schwer, an den Schlüssel zum Löwenkäfig zu kommen.
Martin Forster und sein Gehilfe Roth leisten klassische Polizeiarbeit. Personen werden befragt. Bald stellt sich heraus: der Tote hieß August Henschke und war Drogenhändler. Nur – wer hat ihn umgebracht?
Die Polizei begibt sich ins Rotlichtmilieu – Martin Forster geht in Bars, in denen Prostituierte arbeiten und befragt Leute. Schließlich konzentriert sich die Suche auf eine Frau, die in der Szene als „Mieze“ bekannt ist. Allerdings ist es ganz schwer, diese Frau zu finden. Die Polizei tappt monatelang im Dunkeln – und fast scheint es, dass man den Fall nicht aufklären kann.


==Meine Leseerfahrung und Meinung zu diesem Buch==

Die Leseprobe hatte mir gefallen – erinnerte sie mich doch an das Buch „Menschen im Hotel“ von Vicki Baum, das ich schon einige Male sehr gerne gelesen habe. Wie auch „Menschen im Hotel“ spielt „Die Rote Burg“ im Berlin der 1920er-Jahre. Allerdings vermisse ich doch sehr dieses „Zwanziger-Jahre-Feeling“ – die Szene der Schauspieler und Variétés. Der Autor beweist zwar eine große Ortskenntnis von Berlin – beispielsweise, wenn er auf die „Hackeschen Höfe“, einen Platz in Berlin, verweist – aber meiner Meinung nach könnte die Handlung auch im Berlin der 1950er-Jahre oder 1980er-Jahre spielen.
Markant für die Zeit, in der die Handlung stattfindet, ist nur, dass man damals noch kein Internet hatte und wenig telefonierte, da eben noch nicht viele Leute ein Telefon hatten. Viel Ermittlungsarbeit wird von den Polizisten mit dem Auto oder zu Fuß erledigt.
Viele Leute werden befragt, vielen Spuren wird nachgegangen. Mir sind das zu viele Leute, zu viele Spuren. Dabei schildert der Autor für fast jeden Tag einzeln, was die Polizei so macht, wo sie hingeht, wen sie fragt.
Martin Forster ist sympathisch. Nebenbei bekommt der Leser immer noch mit, wie sein Privatleben läuft. Er hat eine Liaison mit Anita. Dort gibt es Höhen und Tiefen. Der Fall rund um August Henschke beschäftigt ihn so sehr, dass er auch mal einen Termin mit Anita vergisst – was sie ihm übel nimmt. Immer wieder streiten sich die beiden – und raufen sich zusammen.
Was mir an dem Buch weniger gefällt, ist, dass seine Sekretärin immer mit „die Berg“ betitelt wird. Das klingt für mich so abwertend! Ansonsten ist das Buch in einem guten Schreibton verfasst mit vielen Dialogen – aus der Sicht des auktorialen Erzählers (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit.
Was mir weiterhin nicht zusagt, ist, dass - je länger ich lese, die Handlung immer belangloser wird. Das Interesse, das ich am Anfang für das Buch hatte, erlischt mehr und mehr. Die Vorgänge rund um die Ermittlungen über den Tod von August Henschke werden immer uninteressanter. Sicherlich liegt es daran, dass die Polizei so lange im Dunkeln tappt – die Lösung nicht vorankommt. Dabei gibt es sogar eine Hellseherin, die der Polizei helfen will und immer wieder erstaunliche Dinge sieht.
Irgendwann bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich nur noch will, dass das Buch endlich zu Ende ist. Da muss ich sehr geduldig sein. Obwohl die Kapitel kurz und übersichtlich sind und wie eine Art Tagebuch aufgebaut wurden, zieht sich die Handlung so dahin. Die Tatsache, dass ich hier einiges über „Berliner Ringvereine“ erfahre (das sind rivalisierende Vereine, fast schon Banden , die aber auch in gehobenen Gesellschaftsschichten aktuell sind. Das erschließt sich mir, wenn ich davon lese, dass es hier auch einen Ball gibt, der bei vielen Menschen begehrt ist), kann das Buch für mich nicht interessanter machen.


==Mein Fazit==

Der Roman „Metropolis Berlin: Die Rote Burg“ ist ein Krimi, der sehr interessant anfängt und das Interesse weckt – irgendwann aber sehr abflaut und uninteressant wird. Dabei sind das Ambiente, in dem der Roman spielt – die 1920er-Jahre in Berlin – und der ermittelnde Kommissar durchaus sympathisch. Aber durch die langwierigen Ermittlungen, die im Roman detailliert beschrieben werden, geht ihm irgendwann „die Puste aus“ – und ich als Leserin werde ungeduldig.
Ein weiterer Vorteil ist noch, dass dieser Krimi unblutig ist – also auch von Krimifans mit einem sanften Gemüt gelesen werden kann.
Für mich überwiegen allerdings die Nachteile – und die Tatsache, dass sich der Krimi nach dem ersten Drittel arg in die Länge zieht. Das hätte man temporeicher und interessanter gestalten können!

Ich vergebe großzügige drei Sterne und bin unentschlossen, ob ich den Krimi „Die rote Burg“ weiterempfehlen soll.