Einfach nur wow

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krimielse Avatar

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Der Text hat vom ersten Satz an eine Sogwirkung auf mich, die völlig ungewöhnlich ist, denn man tappt in den ersten paar Zeilen durch die Zeit- und Raumlose Erinnerung der namenlosen Protagonistin. Erst allmählich offenbart sich, wann und wo die Handlung spielt, durch Anspielungen auf Tradition, Kämpfe, Verbotenes und Erlaubtes stoße ich recht schnell auf Nordirland in den 1980er Jahren, höchstwahrscheinlich Belfast. Der Milchmann, ein IRA-Kämpfer, macht sich ungestraft an die 18jährige Protagonistin ran, die offenbar dem katholischen Widerstand zugeneigt ist. Und dennoch ist es ihr egal, als der Milchmann letztlich erschossen wird. Ein gelungener und sehr interessanter Zwiespalt zu Beginn.
Es ist erstaunlich, wie persönlich die Autorin mit dem politisch höchst brisanten Umfeld in der damaligen Zeit umgeht. Da wird ein alter Autokompressor zum Politikum, bei dem sich zeigt, wie eng die kämpfenden Parteien zusammen lebten, wie explosiven schnell eskalierend die Situation eigentlich gewesen ist, ohne mich beim Lesen ganz direkt mit der Nase darauf zu stoßen. Das ist einzigartig und absolut grandios, ich muss dieses Buch unbedingt lesen.