Wird ein Page Turner

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Seit Burns für "Milchmann" den Man Booker Preis 2018 gewonnen hat und ich in die englische Leseprobe hineingesehen habe, wuchs mein Wunsch, dass der Roman übersetzt wird. Endlich ist es soweit. Die Autorin hat ein Setting und Figuren gewählt, die keine Namen erhalten, sie könnten überall sein, sind es aber nicht. Anhand diverser Hinweise ist rasch zu erkennen, in welcher Zeitebene wir uns befinden. Brüder Dings, Dings und Dings und auch Schwager Eins oder Schwager Drei stehen beinahe symptomatisch für viele Familien und auch für viele Männer dieser (und unserer) Zeit. Namen sind daher nicht wichtig, es geht um die kleinen Einzelgeschichten, die Burns hier erzählt. Es scheint, als geschehe nichts "einfach so", denn vor allem der erzwungene Lauf mit dem Milchmann ist eine richtig schöne Metapher - er, der sich ungefragt an ihren Jogginglauf dranhängt, obwohl unerwünscht bleibt und sie bedrängt, verlangsamt erst ihren Lauf, um ihn dann vollständig zu stoppen. Ein passenderes Bild gibt es wohl kaum.
Geschrieben wird angenehm, wenn auch nicht ganz "sauber", was passend ist, denn es liest sich flüssig und kraftvoll, irgendwie besonders lebendig. Burns hat ein gutes Auge bewiesen und das bereits in der Leseprobe, die gezeigten Situationen (und Bilder) fesseln. Ich hoffe auch weiterhin darauf, ebenso auf noch deutlichere Hinweise auf den Feminismus, der hier drinsteckt (obwohl schon jetzt nicht zu übersehen). Wenn das kein Page Turner wird, weiß ich auch nicht.