Stilistisch interessant, ein gutes Thema – doch leider definitiv nicht meins

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antje123 Avatar

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Die 18jährige „Tochter“ und Protagonistin des Romans „Milchmann“ hat keinen Namen. Sie ist Tochter oder Mittelschwester. Und auch die anderen Figuren haben keinen Namen, sondern werden Schwager, Vielleicht-Freund, Chefkoch oder Älteste Schwester genannt. Nur der Milchmann hat mit dem Namen Milchmann einen etwas persönlicheren Namen und ist dadurch leichter zu erfassen. Und das, obwohl er „der Böse“ der Geschichte ist, der die Protagonistin belästigt, sie in aller Munde wandern lässt und ihr auf diesem Weg übel mitspielt.
Und während Tochter sehen muss, dass sie einigermaßen glimpflich davonkommt, beleuchtet sie alle Aspekte, die das Leben im vom Bürgerkrieg geschüttelten Nordirland mit sich bringt: die Fehler, die man bei der Wahl des Namens, der Religion, des Wohnorts machen kann. Die Gegebenheiten, denen man als junge Frau ausgesetzt ist, seien es Bespitzelungen, Bombenanschläge, Vergeltungstaten.

All das präsentiert Anna Burns mit einem außergewöhnlichen Schreibstil, der nur wenige Absätze, wenig direkte Rede und keinerlei Namen bedarf. Doch sei der Fluss ihrer Worte auch noch so kontinuierlich, so kompliziert ist diese Art auch für den Leser. Denn dieser verliert sich oftmals in der Gedankenwelt der Protagonistin und weiß an dieser Stelle nicht mehr, wie er eigentlich dorthin gelangt ist. Umso schwieriger wird es dann für ihn, wieder zurückzufinden, wenn er denn überhaupt den Faden wieder aufnehmen kann oder nicht einfach über vieles hinwegliest.

Ich hatte definitiv meine Schwierigkeiten mit diesem Buch. Und auch wenn ich durchaus einige positive Dinge über die Autorin, ihre Sicht der Dinge und auch über ihren Schreibstil sagen kann, hat mich dieses Buch nicht in seinen Bann gezogen. Leider war ich an vielen Stellen hin und her gerissen, es einfach an die Seite zu legen. Immer wieder habe ich mich aufgerafft, um doch noch ein paar Seiten zu lesen und mich letztendlich entschieden, es nicht zu Ende zu lesen, auch wenn ich ein vielfach ausgezeichnetes Buch verpassen sollte. Schade.