Originell und unterhaltsam

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lunamonique Avatar

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Von Autor Will Hofmann stammen unter anderem „Lebensnacht“ und „Götter“. In seinem neuesten Werk entdeckt Ede eine besondere Gabe, die sein Leben verändert.

Edgar Nitschke arbeitet als Verkäufer in einer Tierhandlung. Das Jucken in seiner linken Kniekehle ist Ärzten ein Rätsel. Keine Behandlung hilft. Bald erkennt Ede, dass ihm das Jucken entscheidende Hinweise beim Roulette-Spiel gibt. Er entwickelt ein System. Seinen neuen Reichtum versucht Ede zu verheimlichen. Eine Verbrecherbande wird auf den Glückspilz aufmerksam.

Der Prolog greift vor und gibt ein stimmungsvolles Bild von einem völlig anderen Leben. Was hat zum Umbruch geführt? Handlungswechsel, Edgar erzählt wie alles begonnen hat. Die Idee vom Spielbank-Kniekehlen-System ist sehr originell. Nach der Experimentalphase hat Ede seine Kniebotschaften entschlüsselt und setzt sie gewinnbringend ein. Dabei hält er sich an eigene Regeln. Klar, dass seine Glückssträhne nicht unbemerkt bleibt und auch andere absahnen wollen. Ede ist sympathisch, weil er nicht dem Angebertypen entspricht, Fehler begeht und schuldlos in brenzlige Situationen gerät. Hat er Callgirl Tascha zu sehr vertraut? Ein kurioses Abenteuer beginnt. Hinter diesem Roman steckt viel Recherche und eine Leidenschaft für Zahlen. Dank Ede wirkt das Roulettespiel verführerisch. Der Roman spielt an zahllosen Handlungsorten. Das Wissen über Details beeindruckt bei vielen Themen. Die Geschichte wirkt dadurch sehr realitätsnah. Es geht um den Zusammenhang zwischen Geld und Gewalt und um Macht. Ist Ede der Einzige mit einer derart besonderen Gabe? Und ist diese auf Dauer überhaupt von Vorteil? Schicksal und Sinn des Lebens fließen mit ein. Muss man nur das richtige Gespür für Botschaften entwickeln? Eine überraschende Wende wird effektvoll in Szene gesetzt. Was nun? Mitfiebern mit Ede fällt leicht. Die Odyssee ist noch längst nicht zu Ende. Spekulationen nehmen zu. Mit einer Auflösung war nicht zu rechnen. Die Verfolger sind Ede und seinen Freunden dicht auf den Fersen. Tricks und Raffinesse sind gefragt. Die Spannung steigt. Im letzten Buchdrittel geht es turbulent zu. Ein bisschen Indiana Jones-Flair kommt auf. Das Ende ist schräger als gedacht, passt aber gut zur Geschichte.

Das Cover ist kreativ mit der fliegenden Roulettekugel. Der dominante schwarze Hintergrund könnte auch auf einen Krimi hinweisen. „Million Dollar Boy“ reißt auch aufgrund der interessanten und teils undurchsichtigen Charaktere mit. Trotz fehlender Kapitelüberschriften ermöglicht es einen guten Lesefluss. Der Roman hat Unterhaltungswert und regt spätestens zum Schluss zum Nachdenken an.